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Milliardengeschäft Biken: Jo, mir san mit’m Radl do [Exklusiv]

Lesedauer: 7 Minuten

© Saalfelden Leogang Touristik | Klemens König

Das Radfahren gehört zu den beliebtesten Sportarten in Österreich. Umsatz und Anzahl verkaufter Bikes erreichen nie dagewesene Höchstwerte: ein Milliardenbusiness. Warum das boomende Geschäft mit den Fahrrädern auch in Zukunft anhalten wird und welche Rolle die Elektromobilität dabei spielt.

© Saalfelden Leogang Touristik | Klemens König

Big Business Biken

Österreich ist ein Fahrradland. Bei einer aktuellen Statista-Erhebung zum Thema »häufigste Ausübung einer Sportart« gaben 38 Prozent der 1.350 befragten Personen in der Altersgruppe von 16 bis 69 Jahren an, dass sie im vergangenen Jahr am häufigsten Radgefahren sind. An zweiter Stelle lag mit 23 Prozent der Schwimmsport, gefolgt vom regelmäßigen Laufen mit 19 Prozent. »Radfahren ist aus unterschiedlichsten Gründen der beliebteste Sport der Österreicher. Radfahren ist niederschwellig, eine kostengünstige Form der Bewegung sowie Fortbewegung und bietet außerdem eine gute Möglichkeit, um mit der gesamten Familie aktiv zu sein«, erklärt Michael Nendwich, Sprecher des Sportartikelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) und Geschäftsführer des Verbands für Sportartikelerzeuger und Sportausrüster (VSSÖ), im Gespräch mit dem Sport Business Magazin.

Auch Holger Schwarting, Vorstand von SPORT 2000 Österreich, sieht viele Vorzüge beim Radfahren und hebt speziell den gesundheitlichen Aspekt hervor: »Biken verbindet Gesundheit und Spaß mit Umweltbewusstsein – und steht in Österreich hoch im Kurs. Durch die Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Steigerung des Gesundheitsbewusstseins gewannen naturverbundene Aktivitäten wie Biken an zusätzlicher Bedeutung.« Mehr als 200 Sportfachhändler mit über 300 Geschäften sind in Österreich ein Teil von SPORT 2000.

© Saalfelden Leogang Touristik | Klemens König

506.000 verkaufte Räder im Jahr 2022

Dass eine Fahrt auf dem Drahtesel der mit Abstand beliebteste Sport hierzulande ist, das merkt auch der Fachhandel am steigenden Umsatz in den vergangenen Jahren. 2019 lag die »Sell-In-Zahl« in den Handel bei 439.000 verkauften Fahrrädern, bis in das Jahr 2022 stieg diese Zahl auf 506.000 an. Die Corona-Pandemie diente als Verkaufsbooster. Da ein Urlaub nur eingeschränkt möglich war, legten sich viele ein neues Fahrrad zu. Rechnet man die Jahre seit 2018 zusammen, so liegt der durchschnittliche Fahrradverkauf bei 480.000 Stück pro Jahr. Die ansteigenden Verkaufszahlen brachten erfreuliche Umsatzanstiege für den Handel mit sich. 

Im Jahr 2021 wurde erstmalig die Grenze von einer Milliarde Euro durchbrochen.

Im Jahr 2021 wurde erstmalig die Grenze von einer Milliarde Euro durchbrochen, vergangenes Jahr waren es am Ende sogar 1,39 Milliarden Euro. »Der Markt ist bereits in den Corona-Jahren gestiegen, aber aufgrund der Probleme in den Lieferketten war die Verfügbarkeit nicht so gut wie jetzt. Dieses Thema hat sich heuer zum größten Teil aufgelöst und es wurden auch die Rückstände in den Handel geliefert. Somit kam es im Jahr 2022 wieder zu einer Steigerung«, so Nendwich. Von Seiten des VSSÖ geht man allerdings davon aus, dass sich der Markt 2023 stabilisieren und es so zu keinen großen Zuwächsen kommen wird. Der Radsport ist auch für SPORT 2000 ein bedeutender Geschäftsbereich und eine zentrale Säule. »Bikes und Zubehör machten 2022 rund 20 Prozent des Gesamtumsatzes von SPORT 2000 Österreich aus«, erzählt uns Schwarting.

© Saalfelden Leogang Touristik | Klemens König

Qualitativ hochwertig ist gefragt

Ein erheblicher Grund, weshalb im vergangenen Jahr der Umsatz der Radindustrie bei 1,39 Milliarden Euro lag, liegt an der ansteigenden Beliebtheit von E-Bikes. Beinahe jedes zweite verkaufte Rad ist ein E-Bike. Im Vergleich dazu waren es vor der Pandemie im Jahr 2018 lediglich knapp 33 Prozent, die sich ein Rad mit Elektrounterstützung zugelegt haben. Da E-Bikes in der Anschaffung deutlich mehr kosten als andere Modelle, sind diese inzwischen auch für 74 Prozent des Gesamtumsatzes verantwortlich. Kein Wunder, lag doch der durchschnittliche Verkaufspreis von E-Bikes im Jahr 2022 bei 4.169 Euro, was ein Plus von 23,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutete. Mit einem Marktanteil von 49 Prozent ist Österreich im DACH-Raum das E-Bike-Land Nummer eins. Ein Prozent dahinter liegt Deutschland und vier Prozent hinter Österreich die Schweiz.

Mit einem Marktanteil von 49 Prozent ist Österreich im DACH-Raum das E-Bike-Land Nummer eins.

»Der Marktanteil im Bereich E-Bikes wird in Österreich noch weiter steigen. Wir gehen davon aus, dass dieses Wachstum bis zu einem Marktanteil von 65 Prozent anhalten wird«, meint Nendwich von der WKÖ und Schwarting geht ebenfalls von einem weiteren Anstieg der Verkaufszahlen aus. »Bei SPORT 2000 gehen wir in den nächsten Jahren von einem weiteren Wachstum aus. Ein mittelfristiger Anstieg bei E-Bikes auf bis zu 60 Prozent der gesamten Fahrradverkaufszahlen ist durchaus im Bereich des Möglichen«, so der Vorstand. Technisch entwickeln sich E-Bikes rasch weiter und in vielen Bereichen gibt es fast jährlich Verbesserungen, was zu neuen Innovationen führt. »E-Bikes entwickelten sich in den letzten Jahren zu wahren Hightechprodukten und passen sich stetig den neuesten Technologien an. Geringeres Gewicht, längere Akkulaufzeiten und kürzere Ladezeiten zählen zu den aktuellen Entwicklungen. Bei Gravel- und Rennrädern setzt die Industrie in Zukunft stärker auf Elektromotorisierung«, erläutert uns Schwarting.

© Saalfelden Leogang Touristik | Klemens König

Immer wieder neue Trends

Bei nicht elektrifizierten Bikes ist in Österreich ebenfalls ein Trend zu hochwertigen Rädern mit höherpreisigen Materialien zu erkennen. 1.790 Euro wurden vergangenes Jahr im Schnitt pro Radkauf ausgegeben. Der durchschnittliche Verkaufspreis stieg hier im Vergleich zu den E-Bikes sogar noch stärker an. Am Ende gab es ein Plus von 38 Prozent, denn im Jahr davor ließen sich die Käufer ihre Räder 1.289 Euro kosten. Rechnet man alle Fahrradtypen – E-Bikes, reguläre Fahrräder sowie Kinder- und Jugendräder – zusammen, ergibt sich für das Jahr 2022 ein durchschnittlicher Verkaufspreis von 2.751 Euro pro Rad, was ein Plus von 31 Prozent gegenüber 2021 bedeutet.

Der Durchschnittspreis für ein E-Bike lag im Jahr 2022 bei 4.169 Euro und bei nicht elektrifizierten Räder bei 1.790 Euro.

Verkaufstrends bestimmen den Fahrradhandel immer wieder auf das Neue. Beispielsweise sind die Verkaufszahlen bei nicht elektrischen Kinder- und Jugendräder (bis 27,5 Zoll) im Jahr 2022 auf rund 76.000 verkaufte Räder zurückgegangen. Im Jahr davor lag die Zahl bei knapp über 90.000 Rädern. »Es gibt immer wieder Verschiebungen aufgrund verschiedener Trends. Im Bereich Kinder- und Jugendräder sehen wir sogar eine leichte Steigerung. Bei Rädern im Bereich 26 und 27,5 Zoll eine Verschiebung in die Bereiche E-Bike und Mountainbike«, so Nendwich. Besonders rasant haben sich die Verkaufszahlen bei Cybercross und Gravel-Bikes entwickelt. Von unter 5.000 Rädern im Jahr 2021 auf über doppelt so viele im Jahr 2022. »Gravel ist im Moment ein sehr starker medialer Trend, den wir bereits in den Marktzahlen erkennen können und der dich nächsten Jahre auch noch anhalten wird«, ist Nendwich überzeugt. Gravel-Bikes sind komfortable Rennräder, die auch abseits der Straße gut einsetzbar sind – wie beispielsweise auf Schotter, daher auch der Name. Cybercrosser sind ähnlich wie Gravel-Bikes, mit ein paar Unterschieden wie die sportlichere Sitzposition am Rad.

© Saalfelden Leogang Touristik | Klemens König

Ebenfalls in eine positive Richtung entwickelt sich der Fahrradverleih bei SPORT 2000 Österreich. Vor acht Jahren startete man mit einem Online-Fahrradverleih, der mittlerweile immer besser angenommen wird. »Der Fahrradverleih wächst stetig, aber nicht mit derselben Dynamik wie der Verkauf. Gerade in der Nähe von Bike-Trails ist der Verleih sehr gefragt. Neben Bikes leihen sich die Sportlerinnen und Sportler auch das nötige Equipment wie Protektoren, Fullface-Helme und so weiter aus«, so Schwarting. Ein Vorteil des Fahrradverleihs sind die servicierten Bikes und die Möglichkeit, dass sich die Kunden mit dem passenden Equipment ausstatten. »Das ist entscheidend, um die Sicherheit auf Trails zu gewährleisten«, meint der Experte. 

Bikes und Zubehör machten 2022 rund 20 Prozent des Gesamtumsatzes von SPORT 2000 Österreich aus.

Besonders für Gelegenheitsfahrer ist der Verleih eine kostengünstigere Option, als sich ein eigenes Fahrrad zu kaufen. Egal ob eigenes Bike oder Leihfahrrad: das Radfahren wird auch zukünftig wohl der liebste Sport für die Österreicher bleiben – und die Fahrradbranche wird weiterhin positive Zahlen schreiben. Neue Trends und Weiterentwicklungen bei den E-Bikes werden das ihre dafür tun.

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