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Wirtschaftsfaktor EURO 2024: Wer am Turnier verdient [Exklusiv]

Lesedauer: 7 Minuten

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Sportliche Großereignisse wie die Fußball-Europameisterschaft mobilisieren die Massen und sorgen für Euphorie im Gastgeberland. Für die Reisebranche, Lebensmittellieferanten und Buchmacher sind sie ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Doch wer profitiert alles von der EURO 2024 in Deutschland?

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»Die Welt zu Gast bei Freunden« war das Motto der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Von 14. Juni bis zum 14. Juli 2024 wird zumindest Europa unter dem Turnierclaim »United by football. Vereint im Herzen Europas« zu Gast bei Österreichs Nachbarn sein. Dann findet die 17. Fußball-Europameisterschaft der Herren statt. Wie schon bei den beiden vergangenen Turnieren im Jahr 2016 (Frankreich) und 2021 (transnational) werden erneut 24 Nationen auf Titeljagd gehen. Insgesamt wird es 51 Spiele geben, 2,7 Millionen Besucher werden die Stadien füllen und auf den Fanmeilen feiern.

© Anton Ivanov

Ticketpreise bis zu 1.000 Euro

Eine Veranstaltung wie eine Fußball-Europameisterschaft ist aufgrund ihrer Menschenmassen eine Cashcow. Viele verschiedene Wirtschaftszweige und die öffentliche Hand profitieren von den zahlreichen Besuchern. Zuvorderst ist es aber die UEFA, die durch Ticketeinnahmen und Rechteverkäufe ihre Kassen füllen kann. Im Vergleich zum Jahr 2006, als die WM in Deutschland stattfand, stiegen die Preise für Tickets deutlich an. Damals kosteten die Eintrittskarten für die Vorrundenspiele zwischen 35 und 100 Euro.

Die Karten für Achtel-, Viertel- und Halbfinals gab es je nach Kategorie zwischen 45 und 400 Euro zu erwerben. Wer sich ein Finalticket sichern konnte, musste zwischen 120 und 600 Euro hinlegen. Zwar liegen die Preise für die günstigsten Vorrunden- und Finalkarten für die EM 2024 sogar unter den Preisen der WM 2006, aber danach steigen die Preise ordentlich an.

Die exklusivsten Plätze für das Halbfinale und Finale im Berliner Olympiastadion gibt es ab 17.500 Euro.

Für ein Spiel der Vorrunde müssen Fans bis zu 200 Euro für die beste Kategorie zahlen. Für ein Achtelfinale sind es zwischen 50 und 250 Euro. Das Viertelfinale kostet 60 bis zu 300 Euro. Im Halbfinale sind bereits Preise von 80 bis 600 Euro veranschlagt und eine Finalkarte kostet zwischen 95 Euro und 1.000 Euro.

Insgesamt gab es für die EURO 2024 Ticketbewerbungen aus 206 Ländern der Welt. Wer es exklusiv mag, der hat die Möglichkeit, sich für den Hospitality-Bereich Karten zu sichern. Die Preise starten bei 1.250 Euro, nach oben hin gibt es beinahe keine Grenzen. Die exklusivsten Plätze für das Halbfinale und Finale im Berliner Olympiastadion gibt es ab 17.500 Euro

© Sameoldsmith

Rechteverkauf als Kassenfüller

Die UEFA verdient nicht nur durch Ticketeinnahmen gut, sondern ebenso mit lukrativen Medienverträgen. Die Erlöse aus dem Rechteverkauf der EURO verdoppelten sich im Zeitraum von 2004 bis 2020: von 742 Millionen Euro auf 1,656 Milliarden Euro. Die UEFA schüttete von Turnier zu Turnier allerdings immer mehr Geld an ihre Verbände aus. So kam es zu einer Steigerung von 129 Millionen Euro auf 331 Millionen Euro innerhalb dieser 16 Jahre. 

Dann gibt es noch Solidaritätszahlungen an Vereinsmannschaften. Das Geld kommt ebenfalls von der UEFA, doch die Zahlungen werden von den Nationalverbänden an die Vereine weitergeleitet und sind dazu da, um Nachwuchsprogramme oder lokale Projekte zu fördern. Im Jahr 2004 gab es diese Solidaritätszahlungen noch nicht. Im Zeitraum der vergangenen drei Europameisterschaften stiegen sie von 100 auf 150 beziehungsweise 200 Millionen Euro an. Die UEFA rechnet bei der EM 2024 mit Einnahmen von 2,4 Milliarden Euro. Die zu zahlende Steuer beläuft sich dank reduzierter Steuerlast auf 65 Millionen Euro.

Beim deutschen BIP von 4,1 Billionen Euro wird die EURO keinen merklichen Einfluss auf die Wirtschaft haben.

Die accadis Hochschule Bad Homburg sah sich die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Fußball-Europameisterschaft näher an und stellte fest, dass sich für die Host-Cities und/oder Verkehrsknotenpunkte ökonomische Vorteile ergeben werden. Kein Wunder, denn allein in Berlin werden 2,5 Millionen Fußballfans – bei weitem nicht alle besitzen eine Karte für ein Spiel – erwartet. 1,9 Millionen Menschen werden davon aus dem Ausland in die Hauptstadt kommen, konsumieren und übernachten. 

Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen auf Deutschland werden allerdings gering sein, wie die Hochschule, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin oder das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln in Erhebungen feststellten. Beim deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 4,1 Billionen Euro wird die EURO keinen merklichen Einfluss auf die Wirtschaft haben.

© Paolo Bona

Luxusgut Hotelzimmer

Eine Branche, die sich freuen kann, ist die Hotellerie. Denn in den Host-Cities kann diese mit einem satten Umsatzplus rechnen. Rund um das Turnier wurden die Preise für die Zimmer deutlich nach oben gesetzt. Für Hotelzimmer außerhalb des Stadtzentrums von München werden beispielsweise am Eröffnungswochenende Preise ab rund 200 Euro pro Nacht verlangt. Möchte man in guter Lage ein Zimmer haben, muss man mit mindestens 400 Euro pro Nächtigung rechnen. 

Am Finalwochenende Mitte Juli in Berlin reichte zum Zeitpunkt der Recherche des Sport Business Magazin (Mitte Mai) die Preisspanne von 150 Euro in nicht zentraler Lage bis zu über 2.000 Euro im Stadtzentrum. Sowohl in München als auch in Berlin war die Auswahl an Hotels und Apartments nicht mehr groß. Der Südwestrundfunk (SWR) stellte bei einer ähnlichen Recherche für den Austragungsort Stuttgart fest, dass die Hotelpreise am 19. Juni, also an dem Tag, an dem das Spiel Deutschland gegen Ungarn stattfindet, bis zu 16-mal so hoch wie an normalen Tagen liegen.

Der Deutsche Brauer-Bund konnte während der WM 2006 einen Verkaufsanstieg bei Bier von fünf Prozent verzeichnen.

Andere Branchen, die mit einer Umsatzsteigerung während des Turniers rechnen können, sorgen für das leibliche Wohl. Ähnlich wie bei der WM 2006 werden die Fans in diesem Sommer wohl wieder durstig sein. Der Deutsche Brauer-Bund konnte während der WM einen Verkaufsanstieg bei Bier von fünf Prozent und bei Folgeveranstaltungen an das Turnier von vier Prozent verzeichnen. So einen Anstieg erhofft man sich auch für diese EM. 

Wie trinkfreudig die Fans sind, hängt laut Brauer-Bund von zwei Faktoren ab: vom Wetter, und davon, wie die deutsche Nationalmannschaft abschneidet. Auf die Komponenten gutes Wetter und Abschneiden des DFB-Teams hofft auch der Deutsche Fleischer-Bund. So wie die Kollegen beim Bier geht man bei den Fleischern davon aus, dass Grill-Spezialitäten und komplettes Catering bei der Heim-EM stark nachgefragt sein werden. 

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Reiselust aus Österreich

Profitieren von der EURO 2024 wollen neben der UEFA, oder der lokalen deutschen Wirtschaft, auch Anbieter von Fußballreisen. Denn ein Event von diesem Ausmaß ist nicht alltäglich, und eine gute Chance, über die klassischen Fußballreisen nach Barcelona, London oder Mailand hinaus, ein zusätzliches Geschäft zu machen und weitere Zielgruppen anzusprechen. 

»Eine EM zählt neben der WM wohl zum bedeutendsten Fußball-Ereignis für den Fußballfan. Da sie nur alle vier Jahre stattfindet, will man, wenn möglich, live dabei sein. Umso mehr, wenn sich die eigene Nationalmannschaft qualifiziert hat. Für uns ist die EM in Deutschland eine Chance auf ein Zusatzgeschäft und verlängert die Saison«, erklärt Ferdinand Weiss, Geschäftsführer von Weiss Touristik und Gründer von Fanreisen24.com in Fürstenfeld. 

»Unsere Kunden möchten abseits der heimischen Kost bei einem außergewöhnlichen Fußballevent bei toller Fankulisse live im Stadion dabei sein und es soll alles perfekt organisiert sein. Und sie schätzen es, alles aus einer Hand zu bekommen und die Sicherheit, dass ein auf Sportreisen spezialisierter Veranstalter hinter dem Produkt steht«, so Weiss zu den Motiven.

Reisepakete zur EURO 2024 werden auch von Fussballreisen.com angeboten. Diese beinhalten Flüge und Unterkünfte, jedoch keine Tickets für die Spiele. Grund dafür: Die UEFA ist für die Verwaltung der Eintrittskarten zuständig. »Wir können jedoch bei der Organisation der Reisen mit unserem Know-how behilflich sein und Hospitality-Angebote vermitteln«, erläutert uns Christian Pramberger, Geschäftsführer von RES Touristik sowie Gründer der Marken Fussballreisen.com und Fanreisen.com.

© Fanzone Prater

Mittendrin, obwohl nicht dabei

Wo liegt der Unterschied zwischen Fans, die zu einer EM fahren und denen, die sich eine Fußballreise nach Rom, Dortmund oder Madrid gönnen? Laut Pramberger ist es der Patriotismus, der die Unterstützer der Nationalteams auszeichnet. »Bei Fußballspielen in nationalen Ligen steht hingegen in erster Linie der dort gespielte Fußball im Fokus, sowie die einmalige Atmosphäre in den Stadien und das Gesamterlebnis.«

Es gibt aber auch die Möglichkeit, das aus Österreich bei einen der vielen Public Viewings zu machen. »Wie bereits vor drei Jahren wird es auch diesmal von uns im Wiener Prater ein Public Viewing mit herrlichem Blick auf das Riesenrad geben. Wir sind hier exklusiver Vertriebspartner der eigenen VIP-Zone. Hier können die Spiele mit gleichgesinnten Fans verfolgt werden und gleichzeitig genießt man ein All-Inclusive-Angebot an Speisen und Getränken«, so Pramberger.

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