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Sportdirektor und Investor Andreas Ivanschitz: »Ich bereue nichts« [Podcast]

Lesedauer: 7 Minuten

© First Vienna FC

Ex-Profifußballer, Unternehmer und Sportdirektor Andreas Ivanschitz ist in der siebten Folge des Zwischenstopp-Podcast zu Gast. Wir haben die besten Aussagen des dreifachen Familienvaters zusammengefasst.

© FUSSBALL KONGRESS

Andreas Ivanschitz: Musiker, Fußballer, Investor

Schule, Musik und Fußball: Das Dreieck in der Kindheit…

Ich bin mit der Musik in einer Blasmusikkapelle im kleinen Dorf Baumgarten mit 900 Einwohnern aufgewachsen. Meine Eltern waren als erfolgreiche Musiker federführend. Ich durfte schon in sehr jungen Jahren mitwirken, weil die Blaskapelle ein wichtiger Bestandteil der Gemeinde war. Die Kombination aus Schule, Musik und Fußball war der ideale Ausgleich. Dieses Dreieck funktionierte bis zum Alter von 14 Jahren.

Verantwortung in jungen Jahren: Hatte nicht Zeit zum Nachdenken…

Ich bin mit 14, 15 Jahren nach Wien gezogen und durfte bei Rapid relativ früh den Nachwuchskader überspringen und in der Kampfmannschaft mittrainieren. In dieser Zeit war Druck kein Thema. Ich hatte einfach Spaß am Fußball und spielte bei dem Verein, von dem ich schon als Kind ein großer Fan war. Es war etwas Besonderes, als junger Spieler in der Kabine neben all den großen Namen zu sitzen. Ich bin im Nachhinein vor allem den Trainern und dem Stab für die Chance und Unterstützung dankbar. Das ist in diesem jungen Alter alles andere als selbstverständlich.

Der umstrittene Wechsel von Rapid zu Salzburg…

Der Wechsel von Rapid zu Red Bull Salzburg war sehr reizvoll, weil ich nach dieser erfolgreichen Zeit etwas Neues ausprobieren wollte. Zum ersten Mal wurde das Thema Druck relevant, weil ich die Situation sportlich falsch eingeschätzt habe und es auch kritische Stimmen von der Fangemeinde und den Journalisten gab. Deshalb kam als nächster Schritt Panathinaikos Athen. Ich konnte mich wieder in Ruhe neu entfalten und auf den Fußball konzentrieren. Dies war entscheidend für den weiteren Verlauf meiner Karriere. Ich hatte auch das Glück, in mehreren Ländern spielen und so verschiedenen Sprachen lernen zu können.

Die lehrreichsten Jahre waren beim 1. FSV Mainz 05 unter Thomas Tuchel in Deutschland und die zwei Jahre in Spanien bei Levante. Die spanische Liga hat ein eigenes Flair. Wenn man gegen Vereine wie Real Madrid oder dem FC Barcelona spielt, ist das schon etwas ganz Besonderes.

© Andreas Ivanschitz

Wichtig, hinter seiner Entscheidung zu stehen…

Ich bereue in meiner Karriere nichts. Im Endeffekt ist es egal, ob die Entscheidung richtig oder falsch war. Am Ende ist es wichtig, hinter seiner Entscheidung zu stehen und diese durchzuziehen. Betrachten wir das Beispiel Salzburg: Es war sehr prägend für mich. Obwohl mir die paar Monate sportlich nicht geholfen haben, hat diese Zeit in mir etwas ausgelöst. Es war der Startschuss, ins Ausland gehen zu wollen. Dies gehört zu meiner Karriere und dazu stehe ich.

Familie als Rückhalt essenziell…

Die Familie ist ein enorm wichtiger Bestandteil. Man muss sich als Profifußballer immer wieder neu beweisen. Das geht nur in einem Umfeld, in dem man sich wohlfühlt und auch »nach Hause kommen« kann. Da gibt die eigene Familie enormen Halt. Mir war es persönlich wichtig, den Familienurlaub in Österreich zu machen und immer wieder nach Hause zurückzukehren, um abschalten zu können.

Ausgleich vom Arbeitsalltag…

Es ist eine Kunst, die Balance zwischen Arbeit, Familie und Hobbys zu finden. Ich spiele mittlerweile gerne Padeltennis, Darts und eine noch etwas unbekannte Sportart namens »Padbol«. György Garics – einer meiner besten Freunde und ehemaliger ÖFB-Teamkollege – baut die Sportart gerade in Österreich mit seinem Unternehmen auf. Dies ist für mich als Investor und ehemaliger Fußballer natürlich interessant.

© Andreas Ivanschitz

Road to America – auf Umwegen in die MLS…

Der Wechsel zu den Seattle Sounders hätte schon nach meiner Zeit beim 1. FSV Mainz 05 passieren können. Die Anfrage war vorhanden, allerdings habe ich mich dagegen entschieden, weil ich auch aufgrund der Nationalmannschaft in Europa bleiben wollte. Das Angebot von Levante war in dem Moment reizvoller. Wenn man als Österreicher die Gelegenheit bekommt, in die spanische Liga zu wechseln, sollte man diese Chance nutzen.

Der Wechsel zu den Seattle Sounders ist zwei Jahre später passiert. Es war für die gesamte Familie und mich eine sehr schöne Erfahrung. Die MLS ist eine stark aufstrebende Liga. Ich kann verstehen, warum ein globaler Superstar wie Lionel Messi den Schritt dort hingeht. Infrastrukturell, medizinisch, sportlich sind die Vereine super aufgestellt. Aber auch der südamerikanische Einfluss ist sehr groß. Dementsprechend wird auch qualitativ hochwertiger Fußball gezeigt.

Jedes Spiel ein Highlight…

Das Konzept der Meisterschaft und der Aufwand für ein Fußballspiel war äußerst bemerkenswert. Manch einer wird sagen, es ist zu viel Show dabei, aber für mich war jedes Spiel ein Highlight. Auch dieses Play-off-System zu erleben, ist einzigartig. Wenn die Meisterschaft im Endspiel entschieden wird und es am Ende zum Elfmeterschießen kommt, ist das eine ganz spezielle Drucksituation, aber eine einmalige und schöne Erfahrung.

Starke Verbundenheit in die USA trotz zu frühem Abschied…

Der Wechsel zu den Seattle Sounders für nur anderthalb Jahre war nicht geplant. Wir hatten vor, mehrere Jahre zu bleiben, aber es ging dann doch zeitig zurück nach Europa Richtung Viktoria Pilsen. Ich bin aber bis heute mit Seattle verbunden. Der Verein hat mich drei Jahre später beim nächsten MLS-Cup-Finale als Gast eingeladen. Die Party nach dem erneuten Titelgewinn war lang und die Nächte kurz.

© FUSSBALL KONGRESS

Lieber bedacht als in der Emotion…

Als Typ bin ich nicht immer leicht, ab und zu etwas impulsiv, aber ich bemühe mich dann, ruhiger zu werden, die Dinge rationaler zu sehen. In meiner Zeit als Profi habe ich in der Öffentlichkeit versucht, lieber bedacht als aus der Emotion heraus zu antworten. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich bereits in jungen Jahren vor allem in der Nationalmannschaft als jüngster Kapitän Verantwortung übernehmen musste. Da ist Vorbildfunktion gefragt. Aber erwartet das unerwartete – ich kann auch ein bisschen lauter werden, auch wenn man es mir nicht zutraut. Beim Darts zum Beispiel, wenn man »Double Trouble« hat, kann ich auch gerne mal auszucken.

Spannend, als Sportdirektor auf der anderen Seite zu sitzen…

Den Job des Sportdirektors bei der Vienna habe ich zu Beginn unterschätzt. Es geht viel darum, mit dem gesamten Personal zusammenzuarbeiten. Einerseits die Spieler und Trainer, andererseits auch der Trainerstab, das Büro, die Ärzte und viele andere Bereiche. Ziel für mich ist es, laufend und sinnvoll zu optimieren. Ich bin vor allem im Bereich der Kommunikation noch in einer Lernphase. Bei Spielertransfers finde ich es spannend, auf der anderen Seite zu sitzen. Ich weiß, wie sich ein Spieler in dieser Situation fühlt.

Es gibt allerdings auch unangenehme Gespräche, zum Beispiel Feedback- oder Zukunftsgespräche. Dann versuche ich, auf möglichst humane Weise auch unangenehme Themen zu vermitteln und Entscheidungen im Sinne des Vereins zu treffen. Da gilt es für mich, Ruhe zu bewahren und die Dinge sachlich zu analysieren.

Große Visionen bei der First Vienna…

Das Ziel wäre, mit der Vienna in der Bundesliga zu landen. Das ist hochgesteckt und ambitioniert, aber ich spüre im Verein die Energie und Motivation, die Entwicklung voranzutreiben und alle Hebel in Bewegung zu setzen, dass dieses Ziel zur Realität wird. Ich bringe meine Erfahrung bestmöglich ein und ordne vieles unter, um das zu erreichen.

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Zwischenstopp – der Sport Business Podcast

Hintergründe, Exklusiv-Gespräche und Analysen: Im Rahmen unseres Podcast »Zwischenstopp« blicken wir hinter die Kulissen erfolgreicher Persönlichkeiten aus Sport und Business.

Ob Profisportler:in, Unternehmer:in oder Politiker:in – in diesem Format steht der Mensch und dessen persönliche Geschichte im Fokus. Chefredakteur Alexander Friedl und Moderator Markus Sieger sprechen mit unseren Gästen über skurrile Werdegänge, unvergessliche Anekdoten, aktuelle Herausforderungen und starke Meinungen. Bekomme beim persönlichen Hintergrundgespräch einmalige Insights in die Welt des Sportbusiness.

Den Zwischenstopp-Podcast findest du auf Spotify, Apple Podcasts, Amazon Music und überall, wo du deine Podcasts hörst!

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