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Vegas Golden Nights: Das Geschäft mit dem Super Bowl [Exklusiv]

Lesedauer: 7 Minuten

© David J. Phillip / AP / picturedesk.com

Die USA fiebert dem Super Bowl LVIII in Las Vegas entgegen – dem Finale der NFL und größten Einzelsportereignis der Welt. Für TV-Sender, Buchmacher und Lebensmittellieferanten ist es viel mehr als das: ein Geldregen der Superlative. Wir haben die Zahlen zum Footballspektakel.

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Las Vegas, Nevada ist die Heimat des NHL-Eishockey-Teams Golden Knights. Im Februar 2024 wird es allerdings nicht nur goldene Ritter, so die deutsche Übersetzung, sondern auch eine »Golden Night« geben: wenn am zweiten Sonntag des Monats die NFL mit dem größten Einzelsportevent der Welt im Spielerparadies zu Gast sein wird. Als Austragungsort des Footballendspiels dient das im Jahr 2020 eröffnete Allegiant Stadium der Las Vegas Raiders. Es ist das Zuhause jener Franchise, die ursprünglich in Oakland, Kalifornien beheimatet war, zwischenzeitlich in Los Angeles spielte, ehe das Team zurück in die Bay Area kehrte und 2020 schließlich den Umzug in die Wüste vornahm. Das amerikanische Franchisesystem ist eben anders als jenes, der fix verankerten Sportteams in Europa.

Im Stadion werden am 11. Februar rund 72.000 Fans das Spiel zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers live verfolgen. Weltweit hingegen mehr – viel mehr. Vergangenes Jahr waren es 208 Millionen Zuseher, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollten. Davon sahen allein 113 Millionen Menschen in den USA – ein Drittel der Bevölkerung – das Spiel zwischen den Philadelphia Eagles und den Kansas City Chiefs, das mit dem Ergebnis 35:38 als eines der punktereichsten und spektakulärsten Finalspiele in die Geschichtsbücher einging. In Österreich waren die Zuseherzahlen etwas geringer, aber ebenfalls beachtlich. 535.000 saßen im Februar vergangenen Jahres vor den Fernsehbildschirmen. Beeindruckend für ein Sportereignis, das um 00:30 Uhr startete und sein Ende erst vier Stunden später nahm. In Deutschland waren es umgerechnet auf die Einwohner deutlich weniger: rund, 1,77 Millionen.

© Charlie Riedel / AP / picturedesk.com

Mit Glück und Geld zum Super Bowl

Viele American-Football-Fans möchten einmal im Leben das prestigeträchtige Endspiel im Stadion live miterleben. Doch kann man sich auf dem freien Markt Tickets für den Super Bowl kaufen? Nein, das ist so gut wie nicht möglich. Ein erheblicher Teil der Karten wird auch in diesem Jahr auf die 32 Teams der NFL verteilt, von denen die zwei Finalisten den größten Anteil bekommen. Die Karten sind für Spieler, Mitarbeiter des Teams und so manch glücklichen Dauerkarteninhaber vorgesehen. Des Weiteren gehen Tickets an NFL-Partner, Sponsoren und Medien. Jedoch bietet die NFL eine Lotterie für die »günstigen« Preiskategorien an. Wer sich für diese anmeldet und das unwahrscheinliche Glück hat, an eine Karte zu kommen, muss mit einem Preis von 700 bis 1.200 Euro rechnen.

Bei einer Recherche des Sport Business Magazin Mitte Jänner wurden Eintrittskarten für jeweils 134.670 US-Dollar gefunden.

Wer nicht sein halbes Monatsgehalt für ein Footballspiel ausgeben möchte, der sollte besser nicht auf Re-Sale-Plattformen im Internet hoffen, denn dort werden die Karten zu empfindlich höheren Preisen weiterverkauft. Bei Stubhub, Vivid Seats, SeatGeek und Ticketmaster bekommt man die günstigsten Tickets für ungefähr 7.400 US-Dollar. Wenn man ausreichend Geld zur Verfügung hat, kann man aber auch 10.000, 20.000 oder deutlich mehr zahlen. Bei einer Recherche des Sport Business Magazin Mitte Jänner wurden Eintrittskarten für jeweils 134.670 US-Dollar gefunden. Dann doch lieber zuhause bleiben und es sich vor dem Fernseher gemütlich machen, das denken sich wohl viele sportverrückte Amerikaner.

Die im Zusammenhang mit dem Super Bowl stehenden Konsumausgaben wurden vergangenes Jahr auf 16,5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Lediglich im Jahr 2020, also kurz vor Beginn der Covid-Pandemie, waren es mit 17,2 Milliarden US-Dollar etwas mehr. Einen erheblichen Anteil daran haben Super-Bowl-Partys, die es in den USA in beinahe jedem Dorf und jeder Stadt gibt. Das Hauptlebensmittel auf diesen Partys sind Chicken Wings, von denen Unmengen gegrillt und schließlich gegessen werden. Seit dem Jahr 2011 prognostiziert das National Chicken Council (NCC), das die US-amerikanischen Hühnerbauern repräsentiert, den Verzehr von Chicken Wings am Super-Bowl-Abend in den USA. Vergangenes Jahr waren es geschätzt 1,45 Milliarden Stück. Das ist eine Steigerung von 86 Millionen (zwei Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. Würde man die verzehrten Chicken Wings aneinanderreihen, könnte man nach Berechnung des NCC die beiden Heimstadien der Finalisten des Vorjahres – Philadelphia Eagles und Kansas City Chiefs – 62-mal miteinander verbinden.

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Wetten wie die Amerikaner?

Die Behauptung, dass in der Halbzeitpause so viele Amerikaner auf die Toilette gehen und so für Probleme bei den Abwassersystemen sorgen, gehört in das Reich der Mythen. Keine Legende, sondern ein Fakt ist die Wettfreudigkeit der Amerikaner rund um das Finale. Vergangenes Jahr schlossen mehr als 50 Millionen Amerikaner – ungefähr 20 Prozent der Gesamtbevölkerung – Wetten mit einem Gesamtvolumen von 16 Milliarden US-Dollar ab. Interessant dabei ist der Umstand, dass legale Sportwetten in den USA in 33 der 50 Bundesstaaten sowie in Washington D.C. erlaubt sind, also ein erheblicher Teil der Menschen gar nicht auf den Super Bowl wetten kann. Ein Unikum im Jahr 2023 war, dass mit dem Finalspiel in Glendale, Arizona, zum ersten Mal überhaupt ein Super Bowl in einem Bundesstaat ausgetragen wurde, in dem Sportwetten legal sind.

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Explodierende Werbeeinnahmen

Der Super Bowl lebt nicht nur vom sportlichen Geschehen auf dem Platz. Ähnlich beliebt wie das Spiel selbst sind die Super-Bowl-Werbespots. Sie werden von den Unternehmen extra für das Spiel entworfen. Eine Werbung dauert oftmals exakt 30 Sekunden und da die Werbezeit begrenzt ist, werden diese Slots zu horrenden Preisen verkauft. Als im Jahr 1967 der erste Super Bowl über die Bildflächen flimmerte, kostete eine Werbeschaltung 40.000 US-Dollar. Mittlerweile müssen Unternehmen deutlich tiefer in die Taschen greifen. Rund sieben Millionen US-Dollar Werbebudget muss man hinblättern, um einen der begehrten 30-Sekunden-Slots zu bekommen. Der Verkauf von Werbesports brachte dem Host-Broadcaster »FOX« vergangenes Jahr mehr als 600 Millionen US-Dollar ein. Der übertragende TV-Sender in den USA in diesem Jahr ist »CBS«. Bereits Anfang November 2023 verkündete der in New York sitzende Broadcaster, dass alle verfügbaren Werbespots bereits verkauft wurden.

Das Video zur letztjährigen Halftimeshow mit Sängerin Rihanna wurde über 200 Millionen Mal auf YouTube aufgerufen.

Werbung in eigener Sache wird auch in der Super-Bowl-Halftimeshow gemacht. Hier sind es nicht die großen Brands wie Volkswagen, Amazon oder Budweiser, die im Blickpunkt stehen, sondern die Pop-Superstars, die durch ihre 15- bis 20-minütigen Auftritte Werbung für sich selbst und ihre Musik machen. In den vergangenen Jahren sorgten Künstler wie Katy Perry, Shakira, Justin Timberlake, Lady Gaga oder Dr. Dre für gigantische Shows. Dieses Jahr wird es R&B-Künstler Usher sein, der rein zufällig am selben Tag sein neues Album »Coming Home« veröffentlichen wird. Die Popularität der Halftimeshow ist bei vielen Zusehern genau so hoch wie das Finale an sich, das verdeutlichen auch die Zahlen. So wurde das knapp 14-minütige Video zur letztjährigen Show mit Sängerin Rihanna über 200 Millionen Mal auf YouTube aufgerufen.

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Rekord in Gefahr

Egal ob für Chicken Wings, Bier oder Sportwetten – im Durchschnitt gab ein Erwachsener in den USA 85 US-Dollar für den letztjährigen Super Bowl aus. Das wird 2024 nicht viel anders sein, die Super Bowl bezogenen Konsumausgaben von 16,5 Milliarden US-Dollar des Vorjahres könnten übertroffen werden. Möglicherweise wird sogar der Rekord von 17,2 Milliarden US-Dollar gebrochen. Der sportliche Ausgang des Spiels zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers ist ungewiss. Gewiss ist allerdings, dass sich beim Super Bowl doch alles um »All About the Money« dreht, und diese goldene Nacht diesmal in Las Vegas zelebriert wird.  

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