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Drei Frauen, drei Karrieren, drei Erfolgsgeschichten: Auf den Spuren von Lisa Makas, Carina Wenninger und Viktoria Schnaderbeck [Exklusiv]

Lesedauer: 7 Minuten

© GEPA pictures / Walter Luger

Einst waren sie ein wichtiger Bestandteil des äußerst erfolgreichen ÖFB-Frauennationalteams und schrieben sehenswerte Erfolgsgeschichten. Mittlerweile haben Lisa Makas, Carina Wenninger und Viktoria Schnaderbeck ihre Profikarrieren beendet. Doch alle drei blieben dem Sport verbunden und haben das Ziel, den Frauenfußball weiter voranzutreiben.

© Viktoria Schnaderbeck

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Es war die erste Europameisterschaft, an dem das österreichische Fußball-Nationalteam der Frauen im Jahr 2017 teilnahm. In einer Vorrundengruppe mit Frankreich, Island und der Schweiz erhoffte man, sich gut zu präsentieren und den einen oder anderen Punkt mitzunehmen. Am Ende kam alles anders. Zwei Siege und ein Unentschieden brachten den Gruppensieg sowie den Aufstieg ins Viertelfinale. Dort wartete mit Spanien eine weitere Top-Nation, die Österreich ebenfalls nicht stoppen konnte. Über das Elfmeterschießen schaffte es das Team sensationell ins Halbfinale. Hier trafen die von Dominik Thalhammer trainierten ÖFB-Frauen auf Dänemark. Am Ende scheiterte man nach einem weiteren Elfmeterschießen nur ganz knapp. Mit dabei beim österreichischen Sommermärchen: die Spielerinnen Lisa Makas, Carina Wenninger und Viktoria Schnaderbeck.

© FK Austria Wien

Lisa Makas: Immer vorwärts bei Austria Wien

Sieben Jahre später haben alle drei ehemaligen Stützen des Nationalteams ihre Profikarriere beendet und sind zu neuen Ufern aufgebrochen. Lisa Makas ist seit Anfang 2023 sportliche Leiterin des FK Austria Wien Frauen. »Im Frühwinter 2022 haben meine Gespräche mit Austria Wien begonnen. Ich sagte unter der Voraussetzung zu, dass wir uns immer vorwärts bewegen müssen, es keinen langen Stillstand und schon gar kein Zurückentwickeln geben darf«, so Makas über ihre damalige Entscheidung. Die Stürmerin, die insgesamt 74 Spiele für das österreichische Nationalteam absolvierte, beendete nur kurze Zeit zuvor ihre sportliche Karriere in Wien-Favoriten. Zuvor war sie einige Jahre beim MSV Duisburg in der deutschen Frauen-Bundesliga und danach bei SKN St. Pölten erfolgreich aktiv.

In ihrer neuen Position im 10. Bezirk fühlt sich die gebürtige Mödlingerin sehr wohl. »Im Stadion wird bei uns – egal ob Frauen oder Männer – alles gleich genutzt: die Infrastruktur, der medizinische Bereich, die Presse- sowie B2B-Abteilung und so weiter. Es gibt von Seiten des Vereins totale Unterstützung.« Makas ist sowohl für die Bundesliga-Mannschaft als auch für den Akademie-Bereich verantwortlich. Sie tätigt Transfers, kümmert sich um Lizenzierungsaufgaben und ist für die Schaffung von Strukturen verantwortlich, um die Austria noch professioneller zu positionieren. Doch Makas sieht nicht nur bei ihrem Verein viel Potential – man möchte mittelfristig um die Meisterschaft mitspielen und an der Champions League teilnehmen – sondern für die gesamte österreichische Frauen-Bundesliga. »Die Liga befindet sich noch am Beginn. Wichtig ist es, sie zu entwickeln, damit sie attraktiver wird. Ab diesem Sommer gibt es beispielsweise das neue Ligaformat«, erläutert Makas.

»Ich glaube, dass die Ligareform auch bei der Frauen-Bundesliga Erfolg haben kann«

Ähnlich wie in der Bundesliga der Herren wird es ab der Saison 2024/25 eine Teilung nach dem Grunddurchgang in eine obere und untere Gruppe geben – allerdings ohne Punkteteilung. »Durch das neue Format in der Männer-Bundesliga hat man es geschafft, mehr Zuseher in die Stadien zu bekommen und der Konkurrenzkampf ist erhöht worden. Das ist eine gute Sache und ich glaube, dass das auch bei der Frauen-Bundesliga Erfolg haben kann«, meint Makas. Wie bei den Männern gibt es bei den Frauen mit dem SKN St. Pölten ein überlegenes Team, das fast nach Belieben Meisterschaften und Pokalsiege einspielt. Mehr Spannung täte der Liga daher gut.  

© Carina Wenninger

Carina Wenninger: Frauen-Bundesliga mit Potential

Etwas weiter im Westen von Wien ist Carina Wenninger aktiv. Die Ex-ÖFB-Kapitänin hängte ihrer Fußballschuhe nur vorübergehend an den Nagel und hat nun gleich zwei Aufgaben zu bewältigen. Zum einen ist sie seit Juni 2023 Liga-Managerin der Frauen-Bundesliga und zum anderen seit Februar 2024 Spielerin der neu gegründeten Frauenmannschaft des SK Rapid Wien, die kommende Saison in den Ligabetrieb einsteigt. »Mir macht Fußball immer noch Spaß, deshalb spiele ich jetzt bei Rapid«, sagt die 127-fache ÖFB-Teamspielerin, die ein halbes Jahr nach ihrem offiziellen Karriereende wieder auf den Rasen zurückkehrt. Bevor sie bei Rapid anheuerte, war die Abwehrspielerin 15 Jahre lang eine Stütze beim FC Bayern München sowie ein Jahr bei der AS Roma und feierte dort eine Vielzahl an Erfolgen.

»Meine Priorität als Managerin ist es, die Liga voranzubringen, aber ich möchte natürlich auch, mit Rapid erfolgreich sein«, so Wenninger über ihre Ziele in den kommenden Monaten und Jahren. Ähnlich wie Makas sieht sie für die österreichische Frauen-Bundesliga einiges an Entwicklungspotential. »Der Frauenfußball muss sich in vielen Ländern, so auch in Österreich weiterentwickeln. Außerdem müssen wir noch viel mehr Mädchen und junge Frauen zum Fußball bewegen.« Die Zahlen sprechen für sich: Von 200.000 aktiven und gemeldeten ÖFB-Spielerinnen und -spielern sind lediglich 10.000 Frauen oder Mädchen. Der Anteil liegt also bei ungefähr fünf Prozent.

»Die Infrastruktur bei Vereinen mit Männer- und Frauenteams muss gleichermaßen genutzt werden.«

Wenninger glaubt, dass man sich für den Frauenfußball einiges bei den Männern abschauen kann. »Equal Play ist für die Zukunft sehr wichtig. Die Infrastruktur bei Vereinen mit Männer- und Frauenteams muss gleichermaßen genutzt werden.« Sie erhofft sich ähnliche Trainingsbedingungen wie bei Austria Wien, um die Qualität der Frauen-Bundesliga erhöhen zu können. Eine gleiche Entlohnung für Männer und Frauen sieht die Managerin in absehbarer Zeit aber nicht: »Das ist unrealistisch. Es muss in einem angepassten Verhältnis sein, aber die Bezahlung soll sich annähern. Es braucht eine Wertschätzung für das, was die Spielerinnen jeden Tag leisten.«

© Viktoria Schnaderbeck

Viktoria Schnaderbeck: Strategieentwicklung bei der UEFA

Die dritte im Bunde der ehemaligen Nationalteamspielerinnen ist Viktoria Schnaderbeck. Die einstige Mittelfeldspielerin ist nach ihrer sportlichen Karriere und 83 Länderspielen vielfältig unterwegs: als Unternehmerin, als Co-Kommentatorin und Expertin beim ORF, aber auch als UEFA Football Board Member. Wie Makas und Wenninger hat Schnaderbeck das Ziel, den Frauenfußball zu unterstützen und ihn auf ein neues Level zu heben. Im Board der UEFA diskutiert sie mit Gleichgesinnten intensiv über Themen wie Verletzungsanfälligkeit. Denn besonders Kreuzbandrisse häuften sich zuletzt im Frauenfußball. »Das hängt damit zusammen, dass es mittlerweile mehr Spieltage in den Frauenligen und eine rasante sportliche Entwicklung in den Top-Ligen gibt. Hier kommt die medizinische Entwicklung noch nicht mit«, erklärt Schnaderbeck.

Andere Themen, bei denen sich Schnaderbeck bei der UEFA einbringt, sind die Reform der Champions League und die Entwicklung der nationalen Ligen in Europa. Denn hier hinken einige Länder noch nach – und das soll sich in Zukunft ändern, wenn es nach der ehemaligen ÖFB-Kapitänin geht. Sie sieht den Bedarf einer ganzheitlichen Entwicklung, die nicht nur die Top-Ligen umfasst. »Es dürfen nicht nur die großen Ligen wie England und Deutschland weiterwachsen, sondern es muss genauso geschaut werden, wie kleinere Ligen wie beispielsweise jene in Österreich oder Slowenien weiterentwickelt werden können.« Dazu brauche es laut Schnaderbeck aber gezielte Strategien, die entwickelt werden müssten und ein Commitment für den Frauenfußball auf europäischer Ebene sowie den Mitgliederverbänden. »Mein Anspruch ist es nicht, den Frauenfußball mit halbherzigen Strategien voranzubringen, sondern Nachhaltigkeit zu schaffen.«

»Es klingt vielleicht banal, aber in England wurden die Frauen von den großen Männer-Vereinen mitgedacht«

Wie eine gezielte Herangehensweise funktionieren kann, erlebte die Grazerin in London bei Arsenal und Tottenham. Sie verbrachte ihre letzten vier Profijahre bei den zwei Traditionsklubs, nachdem sie zuvor mehr als über zehn Jahre bei Bayern München an der Seite von Carina Wenninger spielte. In England wurde und wird von den Vereinen konstant in die Liga investiert und das macht sich bezahlt. Die Spiele sind häufig ausverkauft. Besonders Arsenal sticht dabei heraus. In der abgelaufenen Saison besuchten im Schnitt mehr als 30.000 Zuseher die Heimspiele der Londonerinnen. »Es klingt vielleicht banal, aber die Frauen wurden von den großen ›Männer-Vereinen‹ mitgedacht«, erklärt Schnaderbeck. »Ein Beispiel aus meiner Zeit bei Arsenal: Wenn Medientermine angestanden sind, waren immer Personen vom Männer- und Frauenteam dabei, oder wenn es Verhandlungen mit Sponsoren gegeben hat, dann immer für beide Teams gemeinsam.«

© Viktoria Schnaderbeck

Erfolg hart erkämpfen

Ob als sportliche Leiterin der Austria Wien Frauen, als Managerin der heimischen Frauen-Bundesliga oder als UEFA Football Board Member: Lisa Makas, Carina Wenninger und Viktoria Schnaderbeck wollen den Frauenfußball voranbringen. Wie man erfolgreich arbeitet, bewiesen alle drei bereits als Spielerinnen im Nationalteam. Nun soll es aus den neuen Positionen heraus passieren. »Es braucht eine Balance zwischen organischer Entwicklung und pushen. Aber ganz ohne Kampf funktioniert es nicht, manchmal muss man auch die Konfrontation suchen«, weiß Schnaderbeck.

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