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Altbürgermeister Heinz Schaden: »Als eingefleischter Fan äußerst schmerzlich, unseren Stadtverein zu verlieren« [Spezial]

Lesedauer: 6 Minuten
© SPORT-Bildagentur krugfoto

Heinz Schaden war als damaliger Vizebürgermeister der Stadt Salzburg rund um den Stadionbau in Wals-Siezenheim ein entscheidender Befürworter des Projekts. Ein Gespräch über politische Gegenströme, schmerzliche Erfahrungen – und was es mit der Märchenerlebniswelt von Milliardär Frank Stronach auf sich hat.

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Am 8. März 2003 wurde das Fußballstadion in Wals-Siezenheim feierlich eröffnet. Dem voraus gingen intensive Bemühungen seitens Stadt und Land Salzburg sowie einzelnen Politikern und Funktionären, das bestehende Stadion im Salzburger Stadtteil Lehen zu sanieren. Einer dieser Mitstreiter war der damalige Vizebürgermeister und spätere Langzeitbürgermeister der Stadt Salzburg: Heinz Schaden.

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Herr Schaden, wie haben Sie in den 90er-Jahren die Situation rund um das alte Lehener Stadion gesehen?

Es war damals die Blütezeit der Salzburger Austria. Ich war sehr oft im Stadion Lehen und reiste auch zu Auswärtsspielen mit – eben ein begnadeter Fan. Der UEFA-Cup in der Saison 1993/94 war die erfolgreichste internationale Saison des SV Austria Salzburg. Im Dezember 1993 fand mit dem grandiosen Sieg in der Verlängerung des UEFA-Cup-Achtelfinales gegen Sporting Lissabon das letzte internationale Spiel im Lehener Stadion statt. Ab dem Viertelfinale wurden die Heimspiele im Wiener Ernst-Happel-Stadion ausgetragen, da unser Lehener Stadion zu klein war. Der Verein erreichte das Finale, in dem man Inter Mailand knapp unterlag.

Als Vizebürgermeister der Stadt Salzburg habe ich mich danach für einen Ausbau des Stadions stark gemacht und mich – gemeinsam mit Landesrat Othmar Raus und dem Land Salzburg – intensiv mit Möglichkeiten beschäftigt. Zudem standen seit 31. Dezember 1993 mit der UEFA-Entscheidung, dass es bei UEFA-Spiele keine Stehplätze mehr geben soll und dem OGH-Urteil von 1980, dass in Lehen nach 19.00 Uhr kein Spiel mehr angepfiffen werden darf, zusätzliche Anforderungen im Raum.

Als Vizebürgermeister der Stadt Salzburg habe ich mich für einen Ausbau des Stadions stark gemacht.

Die Idee, das Stadion in Lehen auszubauen, war die logische Folge. Welche Möglichkeiten hätte es gegeben?

Wir wollten die Nordkurve ausbauen und damit 1.800 neue Sitzplätze schaffen. Im Süden war nicht viel möglich, da wir hier schon sehr wohnhausnah lagen. Hier hatten wir eher an eine Videowall gedacht. Mit der Ost- und Westtribüne waren wir schon sehr nah am Spielfeldrand. Zwischendurch stand auch einmal das Thema »Neubau« im Raum, wobei ich mich mit Austria-Präsident Rudi Quehenberger im Juli 1994 doch auf eine Sanierung einigte, mit der wir unterm Strich 10.000 Sitzplätze und 3.000 Stehplätze zustande gebracht hätten.

Die vielleicht größte Schwäche wäre das enorme Parkplatzproblem geblieben. Als das Stadion Ende der 50er-Jahre geplant wurde, war die Motorisierung der Gesellschaft noch nicht so vorangeschritten. Das wurde zunehmend zum Problem. Zudem brauchten wir auch noch fünf Trainingsplätze samt Infrastruktur.

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Mit welchen politischen Gegenströmungen hatten Sie zu kämpfen?

In den Jahren 1994, 1995 und 1996 gab es ständig Gespräche mit der Politik aus Stadt und Land. Im November 1994 sprachen sich im Senat die SPÖ und die FPÖ für eine Ablöse des Baurechts in der Höhe von sieben Millionen Schilling und damit zugunsten des Projektes aus. Bürgerliste und ÖVP waren allerdings dagegen. Seitens des Landes verkündete Othmar Raus am 14. November 1994, sich an Ablösekosten ebenso zu beteiligen wie an einem Drittel der Baukosten. Darüber hinaus gab es auch eine Verwendungszusage für Bundesmittel.

Die vielleicht größte Schwäche wäre das enorme Parkplatzproblem geblieben.

Sie ließen nicht locker und tüftelten weiter an der politischen Machbarkeit?

Ich habe mich vehement für den sofortigen Ausbau der Nordkurve bei gleichzeitiger Verhandlung über die Südkurve ausgesprochen. Gemeinsam mit Rudi Quehenberger haben wir im April 1995 neue Pläne erstellt. Die Ist-Kapazität von 14.500 Plätzen hätten wir demnach mit dem Nord-Ausbau um 1.815 Sitzplätze und dem Süd-Ausbau um zusätzliche 747 Sitzplätze auf insgesamt 17.062 Sitz- und Stehplätze erweitert. Dem folgte eine Prüfung der baurechtlichen Gegebenheiten – auch im Hinblick auf Baptistenkirche, Südanrainer und Tiefgarageneinfahrt – sowie eine Kalkulation der Maßnahmen auf Gesamtkosten von umgerechnet 3,3 Millionen Euro.

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Und dennoch: Das Projekt »Umbau Stadion Lehen« kam einfach nicht in Umsetzung?

Bis zum Jahr 1998 war es ein Tauziehen von allen Beteiligten aus Stadt und Land Salzburg. Im Mai 1997 kam dann die Entscheidung des Ausschusses des Landtags, den Zuschuss von 30 Millionen Schilling (circa 2,2 Millionen Euro; Anm. d. Red.) für den Ausbau Lehen nun für die Neuerrichtung »Arena« umzuleiten. Dabei gab es keinerlei Information an die Stadt. Das Projekt Nordtribüne ist damit gestorben. Nun war ein Stadionbau in Liefering im Gespräch – mit Baukosten von 550 Millionen Schilling (circa 40 Millionen Euro; Anm. d. Red.) bei 25.000 Sitzplätzen.

Bis zum Jahr 1998 war es ein Tauziehen von allen Beteiligten aus Stadt und Land Salzburg.

Wie kam dann die finale Entscheidung auf den Stadionneubau in Wals-Siezenheim?

Im August 1998 war plötzlich ein Neubau in Wals am Tablet. Bei einem Gespräch mit Landeshauptmann Franz Schausberger, Landesrat Arno Gasteiger, Landeshauptmann-Stellvertreter Othmar Raus, dem Walser Bürgermeister Ludwig Bieringer und dem Bürgermeister der Stadt Salzburg, Josef Dechant, schienen die Weichen für den Neubau des Stadions in Wals-Siezenheim gestellt. Doch auch wenn die Grundstücksnutzung gesichert, die Pläne mit 20.000 Sitzplätzen und Erweiterungsmöglichkeiten auf 30.000 Sitzplätze sowie einer Halle mit 6.000 Plätzen erstellt waren, sprach sich die Taxhamer Bevölkerung gegen den Bau aus. Und Liefering kam wieder ins Spiel.

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Lange Rede, kurzer Sinn: Im finalen Standortduell zwischen Liefering und Wals wurde Anfang 2000 zugunsten des Stadions in Klessheim entschieden.

Genau. Beim Architektenwettbewerb sind 22 Arbeiten eingelangt, wobei auch Frank Stronach sich mit einer Märchenerlebniswelt samt Zoo unter den Stadionflächen beteiligen wollte. Die Gesamtkosten wurden am 1. März 2000 mit 440 bis 696 Millionen Schilling (circa 32 bis 51 Millionen Euro; Anm. d. Red.) beziffert. Hernach wurde das Stadion in abgespeckter Form – ohne Märchenwelt – gebaut.

Frank Stronach wollte sich mit einer Märchenerlebniswelt samt Zoo unter den Stadionflächen beteiligen.

Wie schmerzhaft war die Entscheidung, dass die künftige Heimstätte von Austria Salzburg – später Red Bull – nicht mehr in der Stadt Salzburg sein wird?

Für mich als eingefleischter SV Austria Salzburg-Fan war es äußerst schmerzlich, unseren Stadtverein zu verlieren. Aber wir haben alles versucht, in der Stadt zu bleiben und am Ende war der Neubau in Klessheim wohl die optimale Lösung. Die 100.000 Schilling (circa 7.000 Euro; Anm. d. Red.), die ich seitens der Stadt für die Sanierung des Stadions Lehen eingeplant hatte, habe ich dem Stadionbau in Wals-Siezenheim zukommen lassen. Das Land Salzburg zeigte sich im Gegenzug erkenntlich und hat der Stadt dafür 100.000 Schilling für den Bau des Kongresshauses zugesichert. Ich war dann noch gerne bei Heimspielen des SV Austria Salzburg im neuen Stadion zu Gast, allerdings bei Weitem nicht mehr so oft wie in Lehen.

Herr Schaden, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. 

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