Foto: Claudia Neumann | Dieser Beitrag ist ursprünglich in der 35. Ausgabe des Sport Business Magazin (02-2022) erschienen.
EXKLUSIV-GESPRÄCH Durch Zufall, sagt Claudia Neumann, sei sie als Kind mit Fußball in Kontakt gekommen. Heute ist sie die bekannteste deutsche Live-Kommentatorin von Sportereignissen. Ein Gespräch über Geschlechterkampf, sexistische Hasskommentare und Quotenfrauen.
Als erste Frau hat Claudia Neumann 2016 eine Fußball-EM der Männer kommentiert und dafür einen gewaltigen Shitstorm beleidigender, sexistischer Äußerungen auf Social Media erlebt. Das wiederholte sich 2018 bei der Weltmeisterschaft – und motivierte die heute 58-Jährige zu ihrem bemerkenswerten Engagement für Frauen im Rahmen der Initiative »Fußball kann mehr«.
CLAUDIA NEUMANN Ein Gespräch über planbare Shitstorms, geschlechtergerechte Sprache und heiß disktutierte Frauenquoten. | © Claudia Neumann
Frau Neumann, als Sport- und Fußballkommentatorin sind Sie Pionierin. War Ihnen das in Ihren ersten Berufsjahren schon in dem Maße bewusst?
Nicht im Geringsten. Es lag überhaupt nicht in meinem Selbstverständnis, mich mit solchen Themen zu beschäftigen. Es war für mich eine Frage der Leidenschaft und der Kompetenz – bei allem Respekt davor, dass ich wie alle anderen Berufseinsteiger noch viel zu lernen hatte. Daraus eine Sonderrolle zu interpretieren, wäre mir nicht in den Sinn gekommen.
Sie sind 1964 geboren worden. Wie haben Sie generell in Ihrer Lebensrealität Männer- und Frauenbilder wahrgenommen?
Mit Rollenbildern habe ich mich nie bewusst beschäftigt. Ich fand es zwar komisch und teils unfair, dass Frauen und Mädchen nicht auch all das tun sollten, was Männer machten, wie zum Beispiel Fußballspielen. Aber ich habe das nicht hinterfragt. Als junge Erwachsene habe ich mitbekommen, dass Frauen vor nicht allzu langer Zeit nicht wählen durften und ihren Ehemann um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie arbeiten gehen wollten. Da hat sich mir im Nachgang die Frage gestellt: Wie abstrus ist das denn?
Hat es im Beruf für Sie persönlich eine Rolle gespielt, vor allem mit Männern zu arbeiten oder möglicherweise sogar in Konkurrenz zu stehen?
Gar nicht. Anfang der 90er-Jahre gab es vor allem im Sportjournalismus aufgrund der Privatsender eine Art Aufbruchszeit. Die Sender und die Kollegen waren jung und innovativ. Es war völlig anders, als man es von den beiden öffentlich-rechtlichen Kanälen kannte.
Im Rahmen einer Hospitanz bin ich mit Kollegen zum Fußball gefahren und in den Gesprächen haben die Männer gemerkt: »Oh, die versteht genauso viel vom Fußball wie wir.« Dann haben wir gemeinsam Fußball gespielt und sie haben erkannt: »Oh, die spielt genauso gut Fußball, wie wir«, auch wenn ich sicherlich nicht so athletisch war. Ich war einfach eine von ihnen und das war bei jedem Arbeitgeberwechsel der Fall. Das war nicht aufgesetzt, sondern lag in meiner Persönlichkeit.
Ich habe nie Ressentiments erlebt. Später dann habe ich eher von sehr kompetenten Kolleginnen aus dem Printjournalismus erfahren, dass sie sich benachteiligt gefühlt haben, weil zum Beispiel zu großen Fußballturnieren nur die Männer fahren durften.
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