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Wie Tennis, nur anders: Der Hype um den Trendsport Padel [Exklusiv]

Lesedauer: 7 Minuten

© Jaime De Diego / Red Bull Content Pool

Einst vor über 100 Jahren in Mexiko erfunden und in Spanien Popularität erlangt, hat sich Padel zu einem internationalen Trendsport entwickelt – auch in Österreich. Was steckt hinter dem Hype?

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Was haben Zinédine Zidane, Zlatan Ibrahimovic, Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Marc Janko und Andreas Ivanschitz gemeinsam? Es handelt sich bei den genannten Persönlichkeiten offensichtlich um aktive oder ehemalige Fußballgrößen. Doch was verbindet sie mit Serena Williams und Rafael Nadal? Alle diese Sportler sind Fans von Padel. Das Spiel, das Elemente von Tennis, Squash und Badminton zu einem gänzlich neuen Sporterlebnis verbindet, liegt im Trend. Auch in Österreich wird der Sport, der im Unterschied zu Tennis ausschließlich im Doppel und mit einem Kunststoffschläger ohne Bespannung gespielt wird, immer beliebter. Das Niveau steigt von Jahr zu Jahr.

Die Wurzeln des Sports reichen über 100 Jahre zurück. Ende der 1960er-Jahre kann als Startpunkt von Padel ausgemacht werden. In der Stadt Acapulco, einem beliebten Badeort an der mexikanischen Pazifikküste, beschloss der wohlhabende Geschäftsmann Enrique Corcuera, auf seinem Grundstück einen Tennisplatz zu errichten. Doch er merkte, dass die Platzgröße nicht optimal und das Spiel mit Tennisschlägern zu schnell war. Corcuera ließ Kreativität walten: zog vier Mauern hoch, spannte ein Netz und baute einen Metallzaun um den Platz herum, um das Wegfliegen der Bälle zu verhindern. Ein neuer Sport war geboren. Zumindest beinahe.

© Jaime De Diego / Red Bull Content Pool

Von Mexiko über Spanien nach Österreich

Obwohl Padel in Mexiko erfunden wurde, war Spanien Auslöser für die globale Popularität des Sports. Alfonso Prinz zu Hohenlohe-Langenburg war von der Erfindung seines mexikanischen Freundes so angetan, dass er im Hotel Puerto Romano de Puerto Banas in Marbella einen Platz mit leichten Modifikationen für die Jet-Set-Hotelgäste errichten ließ. Spanien bleibt auch in den Jahrzehnten danach das Padel-Land, oder viel eher, es wurde erst so richtig zum Padel-Land, denn nicht nur die Reichen und Schönen in Marbella sollten sich für den Sport begeistern, auch bei der normalen Bevölkerung setzte sich das Spiel immer mehr durch. Ein großer Förderer von Padel war José María Aznar. Der ehemalige spanische Ministerpräsident war selbst aktiver Spieler und trug dazu bei, dass in der letzten Dekade des alten Jahrtausends der Sport nochmals einen Popularitätsschub erhielt.

Heute spielen in Spanien deutlich mehr Menschen Padel als klassisches Tennis.

Padel entwickelte sich in den Folgejahren zu einem Volkssport. Heute spielen in Spanien deutlich mehr Menschen Padel als klassisches Tennis. So ergaben Befragungen, dass bei einer Bevölkerungszahl von 45 Millionen mehr als 3,5 Millionen Menschen regelmäßig den Sport ausüben. Im Gegensatz dazu liegt Tennis mit unter drei Millionen Spielern etwas zurück.

© Gianfranco Tripodo / Red Bull Content Pool

Doch Padel gewinnt nicht nur auf der Iberischen Halbinsel an Anziehungskraft, auch in Österreich ist man schon lange auf den Geschmack dieses dynamischen Sports gekommen. Mehr als 50.000 Menschen spielen hierzulande und 5.000 davon nehmen regelmäßig an Turnieren teil. In wenigen Jahren haben sich in Österreich die Zahlen an Courts vervielfacht. Im Jahr 2020 gab es österreichweit 13 Standorte mit 36 Spielfeldern. Mittlerweile sind es 71 Spielorte mit 206 Courts – Tendenz steigend. Für die Koordinierung der Turniere und die Erstellung der Ranglisten ist die Austrian Padel Union (APU) zuständig. »Die Austrian Padel Union wurde im Jänner 2020 gegründet. Im Jahr 2023 haben mehr als 1.000 Veranstaltungen in ganz Österreich stattgefunden«, erklärt Präsidentin Eva Handl im Gespräch mit dem Sport Business Magazin.

Bei den Frauen stieg die Zahl von knapp 160 auf 700 Spielerinnen, bei den Herren von 900 auf beinahe 4.000 Spieler.

Nicht nur die Courts sind mehr geworden, auch die aktiven Spieler und jene, die an Turnieren teilnehmen, haben sich vervielfacht. So sind in den vergangenen vier Jahren die Ranglisten um einiges länger geworden. Bei den Frauen stieg die Zahl von knapp 160 auf 700 Spielerinnen, bei den Herren von 900 auf beinahe 4.000 Spieler. Die sportlichen Backgrounds sind äußerst unterschiedlich. Was viele gemeinsam haben, sind Ball-Schlagsportarten, die sie zuvor oder neben Padel spielten oder immer noch ausüben. »Ich habe Racketlon (eine Sportart, die aus den Disziplinen Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis besteht; Anm. d. Red.) gespielt und dabei habe ich Christoph Krenn kennengelernt, der die erste Padelanlage mit drei Outdoorcourts in Wien betrieben hat. Wir haben dann einmal unser Racketlon-Training durch eine Runde Padel ersetzt. Uns Racketlon-Spielerinnen hat das sehr gefallen«, so die aktuell Ranglistenzweite Christine Seehofer-Krenn. Auch beim Ranglistenersten der Herren war der Schläger bereits zuvor ein wichtiges Sportgerät. »Ich bin über das Tennis zum Padel gekommen und trainiere jetzt drei bis vier Mal die Woche. Ich mag den Sport, weil er sehr sozial ist – und ich die ständig wachsende Padel-Community sehr cool finde«, erläutert Michael Brus seine Anfänge im Padel.

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Die APU als treibende Kraft

Geht es nach der APU, soll Padel in Österreich in einigen Jahren ähnlich groß und populär werden wie in Spanien. Dafür hat sich der Verband die Bekanntmachung, Verbreitung und Förderung des Padelsports als oberstes Ziel auf die Fahnen geheftet. So werden von der APU beispielsweise alle interessierten Vereine beim Bau von Courts mit entsprechender Expertise unterstützt. Außerdem wird den Vereinen beim nachhaltigen Aufbau einer Community unter die Arme gegriffen sowie bei der Ausrichtung unterschiedlicher Padel-Veranstaltungen. »Dazu haben wir die Seite www.padeltennis.at ins Leben gerufen. Auf dieser Plattform können Vereine selbständig Turniere anlegen. Die komplette Administration – von der Anmeldung der Spieler für die Turniere bis zum Eintragen der Ergebnisse – wird über die Seite abgewickelt«, erklärt Präsidentin Handl. Ein anderer Punkt ist die Ausbildung von Trainern. Hier unterstützt die APU ebenfalls, denn an jedem der Standorte soll zumindest ein gut ausgebildeter Trainer verfügbar sein. »Hier arbeiten wir mit der renommierten spanischen ›Hello Padel Academy‹ zusammen, bieten aber auch einen Übungsleiterkurs für Einsteiger an, der in Zusammenarbeit mit der in Österreich ansässigen ›Play Padel Academy‹ durchgeführt wird«, so Handl.

»Maßnahmen und Awareness zum Thema des sexuellen Missbrauchs sind notwendig, um eine sichere Umgebung für alle Spielerinnen zu schaffen.«

Doch der APU ist nicht nur die Verbreitung des Padelsports ein Anliegen, auch das Thema Integrität und Sexualität liegt dem Verband am Herzen. Seit Gründung der Union gibt es ein Referat und mit Isabel Ludwig eine Beauftragte für diese Themen. Dieses Referat hat die Aufgabe, ethisches Verhalten zu fördern und Athletinnen vor Missbrauch zu schützen. »Maßnahmen und Awareness zum Thema sexuellen Missbrauchs sind notwendig, um eine sichere Umgebung für alle Spielerinnen zu schaffen. Das Image des Sports hängt eng mit Integrität zusammen, und ethisches Verhalten ist entscheidend, um das Vertrauen in der Sportgemeinschaft zu erhalten«, gibt Handl zu wissen.

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Preisgelder in Millionenhöhe erwartet

Ist es möglich vom Trendsport Padel zu leben? Bei den Austrian Padel Masters, den österreichischen Meisterschaften, die am 9. und 10. Dezember 2023 im Padeldome Erdberg in Wien ausgetragen wurden, lag das Gesamtpreisgeld bei 15.000 Euro. International hingegen schießen die Preisgelder nach oben und könnten bereits im kommenden Jahr die Millionenmarke überschreiten. Neben der World Padel Tour (WPT), die es seit 2013 gibt und von der spanischen Biermarke S.A. Damm ausgerichtet wird, wurde mit der Premier Padel Tour der Internationalen Pedal Federation (FIP) und dem Qatar Sports Investments 2023 eine Konkurrenzserie gegründet. Doch Konkurrenten bleiben die Serien nur bis Jahresende. Ab 2024 machen die beiden gemeinsame Sache und werden unter dem Titel »Premier Padel« vereinigt.

Wenn man von Padel leben möchte, muss man auf der internationalen Tour spielen.

Wenn man von Padel leben möchte, muss man auf der internationalen Tour spielen. Bei den Weltranglisten der Damen und Herren dominiert Spanien, dahinter folgen Spieler aus Nationen wie Argentinien, Brasilien, Italien, Frankreich oder Portugal. Österreich kann auf dieser professionellen Ebene (noch) nicht mithalten, doch auch so haben die Besten im Lande ambitionierte Ziele. »Ich war im Racketlon auf internationaler Ebene sehr erfolgreich und konnte viele Erfolge feiern, daher möchte ich im Padel in erster Linie Spaß haben. Aber natürlich bin ich trotzdem ehrgeizig, möchte mich weiterentwickeln und meine Leistungen bringen«, erklärt Seehofer-Krenn ihren Antrieb. Auch Brus hat für die Zukunft Vorsätze: »Meine sportlichen Ziele sind im Moment eher auf FIP-Turniere ausgelegt beziehungsweise auf die größeren APU-Turniere.«

Padel wird in den kommenden Jahren in Österreich weiter an Popularität gewinnen und wachsen. Die World Padel Tour oder die österreichische Bundesliga sieht man immer häufiger im Fernsehen – egal ob bei ORF Sport Plus, Puls 24 oder LAOLA1 im Stream. Wenn sich die Anzahl der aktiven Spieler weiterhin so stark entwickelt und immer mehr Standorte mit Courts entstehen, ist die Vision der APU, dass Padel in Österreich so groß und populär wie in Spanien werden soll, ein realistisches Ziel.

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