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Insight Raiffeisen Arena: Das Jahrhundertprojekt des LASK [Exklusiv]

Lesedauer: 6 Minuten

© Werner Kerschbaummayr

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde die Raiffeisen Arena in Linz feierlich eröffnet. Der LASK bekam damit eines der modernsten Fußballstadien Europas. Exklusive Einblicke vom Entwurf über die Planung bis zur Fertigstellung eines Jahrhundertprojekts.

© Mario Urbantschitsch

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Stadionprojekte liegen in Österreich aktuell im Trend. In Graz drängen Sturm und der GAK auf eine neue Spielstätte. Der Wiener Sportclub hingegen konnte Anfang März dieses Jahres den Neubau seines Platzes vermelden. In Lustenau wird bereits fleißig am Neubau des Reichshofstadions gearbeitet. Im Sommer 2025 will die grün-weiße Austria in das Stadion zurückkehren. Aktuell muss man die Spiele im benachbarten Bregenz austragen. All diese Herausforderungen sind in Linz Geschichte. Denn in der oberösterreichischen Landeshauptstadt gibt es seit dem Jahr 2023 gleich zwei neue Stadien. Ein kompaktes für den FC Blau-Weiß Linz, an der Stelle, an der der einst der Donaupark stand und ein etwas größeres dort, wo einst über Jahrzehnte das Stadion der Stadt Linz seinen Platz hatte: die Gugl.

© Werner Kerschbaummayr

Elemente aus der Vereinsgeschichte einfließen lassen

Das neue LASK-Stadion mit seinen 19.080 Plätzen – angelehnt an das Gründungsjahr des Vereins im Jahr 1908 – konnte sich durch viele nationale und internationale Spiele, wie jenes in der Europa League gegen den FC Liverpool bereits beweisen. Mit einem Schnitt von beinahe 13.000 Zusehern steht der LASK im Zuschauerranking in dieser Saison noch vor Austria Wien an dritter Stelle. Doch die Umsetzung eines so großen Stadions der höchsten UEFA-Kategorie brachte im Vorfeld viele Aufgaben und Herausforderungen. Und dann kam auch noch eine Pandemie.

Das alte Stadion auf der Gugl ist historisch gewachsen, aber war in den letzten Jahren nicht mehr zeitgemäß. Zwar wurde die Anlage in den Jahren 2010 bis 2012 teuer umgebaut, aber es war kein reines Fußballstadion. Fanden früher häufig Leichtathletik-Wettbewerbe wie das international renommierte Gugl-Meeting statt, so war es 2014 mit den großen Events vorbei. Die Fans des LASK, aber auch von Blau-Weiß Linz, die ebenfalls einige Jahre auf der Gugl ihre Heimat fanden, waren mit der Situation schon länger unzufrieden. Aufgrund der Laufbahn stand man weit entfernt vom Spielfeld und die Akustik war ebenfalls nicht gut. Heim- und Auswärtsfans befanden sich nicht gegenüber, sondern mussten auf derselben Längsseite vorliebnehmen. Nicht mal bei heißen Stadtderbys kam grenzenlose Begeisterung auf.

Für die breite Öffentlichkeit etwas überraschend präsentierten das Land Oberösterreich, die Stadt Linz und der LASK im September 2021 den Plan, ein neues, modernes Stadion errichten zu wollen. Den Zuschlag bekam nach der Projekteinreichungsphase das Architekturbüro des gebürtigen Freistädters Harald Fux. Er hat das Stadion in Linz entworfen und bis zur Baugenehmigung geplant. »Bereits ab der ersten Lockdownphase befassten wir uns mit der Arena und entwarfen erste Skizzen«, erklärt uns der Architekt.

Fux ist mit seinem Studio »Raumkunst«, das er zusammen mit Christine Diethör führt, auf die Planung von Sport- und Veranstaltungsstätten spezialisiert. »Sehr früh begannen die Überlegungen, wie die Arena einzigartig werden und man eine Identität schaffen könnte. Auch von oben, also bei Überflügen, sollte das Stadion einen hohen Wiedererkennungswert haben«, so der Architekt über die ersten Ideen. Für die Außenhaut entschied man sich für einen metallischen Körper, der an Autokarosserien der 1950er- und 1960er-Jahre angelehnt wurde.

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In guter Nachbarschaft

Das alte Stadion grenzte direkt an die Sport- und Veranstaltungshalle TipsArena sowie an Genossenschaftswohnungen und Einfamilienhäuser. »Unser Ziel war es, das Stadion geografisch von anderen wirtschaftlichen Einheiten zu trennen«, erklärt der Architekt. Was für fußballbegeisterte Anrainer eine gute Sache ist, war für Personen, die in Ruhe ihr Wochenende verbringen wollen, weniger angenehm. »Das Stadion war kein guter Nachbar. Es war laut, emittierend und hell. Wenn das Stadion beleuchtet war, hat ganz Linz geleuchtet«, erläutert Fux die spezielle Problematik, die aufgrund der hohen Flutlichtmasten bestand.

Das Stadion hat nun eine völlig neue Ausrichtung und mit zehn Metern genügend Abstand zu den angrenzenden Nachbarn. Doch die neue Raiffeisen Arena sollte nicht nur die Anrainer zufriedenstellen, auch Spieler, Trainer, Funktionäre und insbesondere die Fans wollte man überzeugen. »Die Fans sind die DNA eines Vereins, sie sorgen für den Umsatz. Vom Kind über den Rollstuhlfahrer bis zum Businessgast hat man komplett unterschiedliche Zielgruppen. Das musste alles beim Planen einbezogen werden«, erklärt der Architekt.

Eine weitere Herausforderung für den Bau des neuen Stadions war der natürliche Höhensprung auf der Gugl. Zwischen der oberen Zugangsebene und den unteren zwei Ebenen gibt es einen Höhenunterschied. Die Zuseher merken das, wenn sie um die Arena spazieren. So liegt beispielsweise der Auswärtssektor auf der unteren Ebene. Die Gästefans haben nun einen eigenen Eingang, um Ausschreitungen zwischen rivalisierten Fangruppen zu verhindern.

© Mario Urbantschitsch

Stadionkipferl und Kapelle

Auch im Innenraum hat das neu errichtete Stadion für Fans und Businessgäste einiges zu bieten. »Der LASK gab uns vor, dass insgesamt 42 Sky-Logen im Stadion vorhanden sein müssen. Alle Logen befinden sich auf einer Ebene und sind in einer ›Kipferlform‹ aneinandergereiht«, erklärt Fux. Manche Logen befinden sich daher in den Kurven der Arena, dadurch entsteht ein spezieller Blick auf das Spielfeld. Außerdem gibt es zwei zusätzliche Eventlogen, die nicht dauerhaft vermietet sind. »Die VIP-Flächen der Raiffeisen Arena sind drei bis fünf Mal so groß wie die des Allianz Stadions des SK Rapid. Sie nehmen fünf Prozent aller zur Verfügung stehenden Plätze im Stadion ein«, ergänzt der Geschäftsführer von Raumkunst ZT.

Die Raiffeisen Arena bietet zusätzlich Platz für externe Vermietungen. Im ersten Jahr verzeichnete der LASK 160 unterschiedliche Veranstaltungen wie diverse Feiern oder Firmenpräsentationen. Darüber hinaus gibt es eine eigene 60 Quadratmeter große Stadionkapelle, die sich in unmittelbarer Nähe zur Heimkabine befindet. Diese steht nicht nur den Spielern und Mitarbeitern des Vereins zur Verfügung, sondern kann von der Öffentlichkeit für Taufen und Hochzeiten genutzt werden.

Die Arena ist in einen Unter- und Oberrang geteilt. Am Unterrang finden 12.000 Besucher Platz, die Aufwärtsfans sind auf dem Oberrang schräg gegenüber der Heimkurve untergebracht. Zumeist reichen die oberen Plätze für die Gäste aus, es sei denn, es wird das gesamte Kontingent für den Auswärtssektor ausgeschöpft. In diesen seltenen Fällen wie beispielsweise beim Stadtderby gegen Blau-Weiß Linz steht den Gästen zusätzlich der Unterrang zur Verfügung.  Bei weniger stark besuchten Spielen kann der gesamte Oberrang geschlossen werden. So wird das bereits bei Red Bull Salzburg oder Austria Klagenfurt erfolgreich fabriziert. Um alle Fans bei einem Notfall innerhalb von acht Minuten sicher aus dem Stadion zu bringen, gibt es obendrein breite Fluchtwege.

© Werner Kerschbaummayr

Verbesserungen sind immer möglich

Doch nicht nur Fans und Businessgäste brauchen geeignete Einrichtungen, auch für die Akteure auf und neben dem Platz muss eine passende Umgebung bereitgestellt werden. Somit wurde der Spielerzugang zentral und mittig platziert, für Medienvertreter gibt es eine eigene Flash-Zone, in der Interviews stattfinden. »Weiters haben wir beinahe identische, runde Umkleidekabinen, einen Pressebereich sowie eine Zone für die Offiziellen errichtet«, so Fux.

Doch der Architekt zeigt sich selbstkritisch, wenn es um Optimierungen im Stadionbau geht. »Besonders im Bereich der Bequemlichkeit kann manches verbessert werden. Hier sind wir als Architekten gefragt.« Welches heimische Stadion von den Learnings rund um den Bau der Raiffeisen Arena des LASK profitiert, wird die Zukunft zeigen.

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