© Paris 2024
Die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris sind die günstigsten Spiele der letzten 16 Jahre. Mit dabei sind 81 Athletinnen und Athleten aus Österreich. Wie die französische Wirtschaft sowie Sponsoren vom globalen Milliardenevent profitieren und welche Rolle recycelte PET-Flaschen spielen.
© IOC / Milos Bicanski / 2024 Getty Images
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Mehr InformationenExakt 100 Jahre ist es her, dass die letzten Olympischen Sommerspiele in Paris ausgetragen wurden. Nach 1900 und 1924 darf die Stadt an der Seine dieses Jahr zum dritten Mal die prestigeträchtige Sportgroßveranstaltung hosten. Im Vergleich zu den vergangenen Sommerspielen plante man mit einem deutlich niedrigeren Budget: 8,9 Milliarden Euro. Ursprünglich wurde gar mit der halben Summe kalkuliert, doch in diesem Frühjahr mussten die Zahlen nach oben korrigiert werden. In diesem Budget sind öffentliche wie auch private Investitionen eingerechnet. Es handelt sich zwar um viel Geld, ist aber deutlich weniger als bei anderen Olympischen Sommerspielen, wenn man auf die vergangenen 16 Jahre blickt.
© IOC / Greg Martin
Milliardenspiele: Chinesischer Rekordhalter
Rekordhalter ist bis heute Peking. Als die Spiele im Jahr 2008 in der Hauptstadt Chinas zelebriert wurden, wurden insgesamt 41,3 Milliarden Euro ausgegeben. Bei dieser Summe muten die Spiele in London 2012 und Rio de Janeiro 2016 beinahe wie ein Schnäppchen an. Rund 28 Milliarden Euro kosteten die beiden Veranstaltungen zusammen. Ein Sonderfall war Tokio im Jahr 2021. Ursprünglich sollte ein Budget von 6,9 Milliarden Euro ausreichen, doch es kam alles anders: Inklusive der pandemiebedingten Verschiebung um ein Jahr kosteten die Spiele 27,6 Milliarden Euro.
Paris will die ökologische Verantwortung wahrnehmen und den CO2-Fußabdruck vergleichsweise niedrig halten.
Im Vergleich zu vergangenen Austragungsorten hat Paris den Vorteil, dass ein Großteil der Sportstätten bereits existiert. Der Veranstalter spricht von 95 Prozent vorhandener Sportinfrastruktur. Somit will die Stadt die ökologische Verantwortung wahrnehmen und den CO2-Fußabdruck vergleichsweise niedrig halten. Lediglich drei Bauprojekte gab es für Paris 2024: ein Wassersport-Zentrum – Wettkämpfe im Schwimmen und Triathlon werden in der Seine ausgetragen –, das Olympische-Dorf und ein Medienzentrum. Alle Gebäude sollen nach Beendigung der Spiele Nutzen für die Öffentlichkeit bringen. So werden beispielsweise im Olympischen-Dorf und im Medienzentrum bis zu 40 Prozent an Sozialwohnungen für Personen mit niedrigem Einkommen entstehen. Damit will die Stadt Immobilienspekulationen bis zu einem gewissen Grad einen Riegel vorschieben.
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Wirtschaftsfaktor: Profite für den Großraum Paris
Die Menschen in Paris könnten nicht nur durch leistbare Wohnungen profitieren: für den Großraum Paris soll es bis 2034 einen wirtschaftlichen Impuls geben. Dieser, so die Organisatoren, werde wohl zwischen 6,7 und 11,1 Milliarden Euro liegen und sich auf die Bereiche Organisation, den Bausektor und den Tourismus fokussieren. Zwischen den Jahren 2018 und 2024 wurden nach Berechnungen der Veranstalter rund 181.000 Arbeitsplätze im Hotel- und Gaststättengewerbe, Tourismus, Transportsektor sowie bei Reinigungs- und Sicherheitsdiensten geschaffen.
Bis zum Jahr 2034 werden die wirtschaftlichen Impulse für den Großraum Paris zwischen 6,7 und 11,1 Milliarden Euro liegen.
Doch wie bei der kürzlich zu Ende gegangenen EURO 2024 in Deutschland wird nicht die französische Gesamtwirtschaft einen Aufwind durch die Olympischen Spiele erleben, sondern nur einzelne Sektoren profitieren. Die Privatbank Oddo BHF veröffentlichte dazu einen Bericht, der zeigt, dass die Auswirkungen von Paris 2024, wenn überhaupt, mittelfristig nur sehr begrenzte wirtschaftliche Vorteile bringen wird und kaum makroökonomische Auswirkungen zu erwarten sind.
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Sponsoren: Coca-Cola, Alibaba und Co.
Einer der Profiteure wird AirBnb sein. Der größte Marktplatz für Unterkünfte ist einer der weltweiten Partner der Sommerspiele und wird auf Banden omnipräsent zu sehen sein. Obendrein vermieten viele Pariser ihre Wohnungen zum Zeitraum der Spiele, um so Zusatzeinnahmen zu generieren.
Neben AirBnb ist auch das chinesische Unternehmen Alibaba in der Riege der Sponsoren mit dabei. Im Jahr 2017 wurde die bis 2028 andauernde Partnerschaft zwischen der IT-Firmengruppe und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vereinbart. Andere bekannte und langjährige Sponsoren der Spiele werden ebenfalls Teil der olympischen Familie sein. Beinahe 100 Jahre ist beispielsweise die Coca-Cola Company aus Atlanta als Geldgeber aktiv. Nicht ganz so lange, aber immerhin seit 1988, arbeitet der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung mit den Olympischen Spielen zusammen.
Bis zu 3,1 Millionen Menschen werden bei den Olympischen und Paralympischen Spielen erwartet.
Ein anderer großer Player hingegen wird zum letzten Mal bei Olympia dabei sein. Der japanische Autohersteller Toyota zieht sich nach diesem Sommer zurück. Im Jahr 2015 hat der Konzern einen Sponsorenvertrag mit dem IOC in der Höhe von 767 Millionen Euro über vier Olympische Spiele, laufend ab den Winterspielen Pyeongchang 2018, abgeschlossen. Doch für Toyota wurde und wird das Geld »nicht effektiv zur Unterstützung der Athleten und zur Förderung des Sports eingesetzt.« Auch wenn es wie ein herber finanzieller Schlag für das IOC klingen mag, ein anderer Mobilitätspartner wird sich wohl finden lassen. Vielleicht wird der chinesische Autokonzern BYD in Zukunft neben Fußball-Europameisterschaften auch Olympische Spiele sponsern.
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Teilnehmerfeld: 81-mal Österreich
Zwischen 2,3 und 3,1 Millionen Menschen werden in diesem Sommer bei den Olympischen und Paralympischen Spielen erwartet. Im Schnitt werden die Besucher Karten für vier Sportevents besitzen. Hierbei stützten sich die Organisatoren auf Zahlen der Spiele in London 2012 und Rio 2016. Insgesamt wurden für beide Pariser Großevents 13,5 Millionen Tickets aufgelegt. Erstmalig wird Breakdance Einzug in das olympische Programm finden. In 329 Wettkämpfen, die sich auf 32 verschiedene Sportarten verteilen, wird um Gold, Silber und Bronze gekämpft, gespielt, gelaufen oder geklettert.
»Kooperationen wie jene mit dem ÖOC und dem ÖPC sind für uns von Erima von besonderer Bedeutung.«
In vielen Wettbewerben stehen österreichische Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Starterfeld. Mit insgesamt 37 Frauen und 44 Männern ist es die stärkste Abordnung seit Sydney 2000. Auch diesmal wird das Österreichische Olympische Comité (ÖOC) und das Österreichische Paralympische Comité (ÖPC) vom deutschen Sportartikelhersteller Erima mit Sitz in Pfullingen, Baden-Württemberg, ausgerüstet. »Kooperationen wie jene mit dem ÖOC und dem ÖPC sind für uns von besonderer Bedeutung. Einerseits können wir damit unsere Stärken und Kompetenzen im Bereich Teamsport unter Beweis stellen – und andererseits bringt uns so ein Engagement mit unserer Zielgruppe unmittelbar in Kontakt«, erklärt Michael Klimitsch, Geschäftsführer Erima Österreich, im Gespräch mit dem Sport Business Magazin.
Seit 2010 stattet Erima die österreichischen Olympiasportler mit Trainings-, Sport- und Freizeitbekleidung aus. Von den insgesamt 60 Teilen der aktuellen Kollektion – Gesamtwert: 4.300 Euro pro Person – kommen 41 von Erima. Weiters stellen das Modehaus Adelsberger (Lederröcke und Lederhosen sowie Leinenhemden und Gilets), Salomon Österreich (Schuhe und Flip-Flops), Procter & Gamble (Hygiene- und Körperartikel), Peeroton (Sporternährung), Athletes Eyewear (Sport- und Lifestylebrillen) und Neuroth (Gehörschutz) Produkte zur Verfügung.
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PET-Flaschen werden zu Sportkleidung
Die von Erima bereitgestellten Stücke kommen aus der CHANGE-Kollektion. »Die neue Linie besteht Großteils aus nachhaltigen Materialien. Die Trainingsjacke und T-Shirts werden beispielsweise aus recyceltem Polyester hergestellt. Für die Artikel wurden gebrauchte PET-Flaschen nach der Reinigung wiederverwertet und zu neuen Stoffen verarbeitet, ein Herstellungsprozess, der weitaus ressourcenschonender ist«, erläutert Geschäftsführer Klimitsch.
Für kleinere Sportartikelhersteller wie Erima – das Unternehmen feiert kommendes Jahr seinen 125. Geburtstag – ist Olympia eine gute Bühne, um sich einem großen Publikum und vielen Sportfans zu präsentieren. Neben Österreich rüsten die Schwaben die Olympiateams von Luxemburg und Lichtenstein aus. »Unser Ziel ist es, die Teams bestmöglich auszustatten und ihnen einen Top-Service zu bieten. Das gilt genauso auch für den Bereich Fußball, der bei Erima ebenfalls eine gewichtige Rolle spielt«, so Klimitsch. Erima will seine Marke bestens nach außen präsentieren, »um so die vielen Vereine zu erreichen, dir für uns das Kernsegment sind.« Bereits vor Paris 2024 wurde bekannt, dass das OÖC den Vertrag mit Erima bis zu den Sommerspielen 2028 in Los Angeles verlängert.
Wie sich Team-Österreich in Paris schlägt, wird sich zeigen. Die Vorzeichen für Edelmetall stehen gut. Die erfolgreichsten Sommerspiele in diesem Jahrtausend waren mit jeweils sieben Medaillen jene von Athen 2004 und Tokio 2021. Vielleicht könnte 2024 noch glänzender werden.