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Fußballtrainingslager in deutscher Hand: Salzburger Hannes Empl verkauft SLFC an Onside Sports [Exklusiv]

Lesedauer: 6 Minuten

© SLFC

Österreich entwickelte sich in den letzten Jahren zu einer Hochburg für Fußballtrainingslager und Testspiele, was den Veranstaltern Millionenumsätze und dem Tourismus sechsstellige Nächtigungen im Jahr beschert. Jetzt fusionieren die beiden größten Agenturen, SLFC aus Salzburg und Onside Sports aus Hamburg. Warum die Übernahme den Markt revolutionieren könnte.

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Neues Kapitel in Österreichs Trainingslager-Geschichte

Donnerstag, der 1. August 2024, ist ein historisches Datum für Hannes Empl. An diesem Tag übernimmt die Hamburger Agentur Onside Sports GmbH offiziell 100 Prozent der Geschäfts- und Gesellschaftsanteile der SLFC GmbH. Für Empl, geboren in Salzburg, der Beginn einer neuen Zeitrechnung.

Die SLFC galt bis dahin als Marktführer für die Organisation und Durchführung von Trainingslagern sowie Testspielen in Österreich. Insider der Branche sprechen von einem Monopol – mühevoll über fast drei Jahrzehnte aufgebaut von Hannes Empl. »Begonnen hat das Ganze in der Steiermark, als Real Madrid das erste Mal in Österreich zu Gast war. Danach hat sich dieses Business über die Jahre entwickelt«, erinnert sich der Salzburger gerne zurück. 80 Trainingslager und 150 Testspiele generierten in der Spitzenzeit zwischen acht und zehn Millionen Euro Umsatz und sorgten für 40.000 bis 50.000 Nächtigungen im Jahr: ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für heimische Tourismusregionen und die Hotellerie. Dieses »Monopol« sicherte sich nun einer der ehemals härtesten Konkurrenten der SLFC: die Onside Sports GmbH. Die Agentur mit Sitz in Hamburg gilt als Branchenprimus. Wie kam es dazu?

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»Unternehmen in meinem Sinne weitergeführt«

»Wir waren bereits länger in Gesprächen mit Onside Sports, aber eher auf partnerschaftlicher Ebene, um die grundsätzliche Marktsituation zu besprechen. Im letzten Jahr kam die Frage auf, ob ich zu einem Verkauf bereit wäre. Ich stimmte zu, wenn es für beide Seiten sinnvoll wäre – nicht nur finanziell, sondern auch organisatorisch«, erklärt Unternehmer Empl die Beweggründe im Gespräch mit dem Sport Business Magazin und merkt an: »Es war mir wichtig, dass das Unternehmen in meinem Sinne weitergeführt wird.« Der zunehmende Wettbewerb, Herausforderungen durch die Covid-Pandemie sowie Schwierigkeiten bei der Mitarbeitersuche habe diese Entscheidung zusätzlich beeinflusst.

»Österreich bietet ein einzigartiges Panorama mit einer wunderschönen Bergkulisse.«

Warum gerade Österreich als Standort für Trainingslager so begehrt ist, erläutert Henning Rießelmann, Geschäftsführer von Onside Sports, im Gespräch mit dem Sport Business Magazin: »Österreich bietet ein einzigartiges Panorama mit einer wunderschönen Bergkulisse. Darüber hinaus ist es auch logistisch für fast alle Mannschaft gut zu erreichen – sei es per Bus oder Flugzeug. Unsere Partnerhotels bieten allesamt eine Top-Qualität – von der Kulinarik bis zum Wellnessbereich. Aufgrund der Tatsache, dass wir viele Mannschaften vor Ort haben, können wir nahezu alle Testspielwünsche problemlos erfüllen. Rundum: Das Gesamtpaket passt einfach perfekt.«

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Nach Übernahme »jetzt noch stärker«

Durch den Kauf der SLFC verändern sich auch die Machtverhältnisse innerhalb der Branche. »Wir waren vorher schon stark und sind jetzt noch stärker. Durch die Übernahme vergrößern wir unser Hotel- und Platzportfolio nochmals nachhaltig. Davon werden unsere Vereine profitieren. In der Vergangenheit konnten wir nicht jede Anfrage professionell bedienen, weil unsere Hotelkontingente bereits restlos ausgebucht waren. Mit einem größeren Portfolio können noch mehr Vereine akquiriert werden. Das führt dazu, dass wir noch bessere und vielfältigere Testspiele anbieten können«, erläutert Rießelmann die Hintergründe. Auch Empl sieht in der Übernahme eine Win-win-Situation für beide Parteien: »Wenn es auf dem Markt zwei Konkurrenten gibt, treiben sie die Preise in die Höhe. Durch die Übernahme wurden die zwei größten Anbieter zusammengeführt. So werden zukünftig Preiskämpfe vermieden und der Markt kann sich langfristig gesund weiterentwickeln.«

In diesem Sommer vermittelte Onside Sports circa 60 Teams nach Österreich. In Zukunft rechne Rießelmann mit »weit über 100 Trainingslagern« in der Alpenrepublik. Deutschland und die Niederlande würden aber weiterhin wichtige Märkte für Sommertrainingslager sowie Spanien, Portugal und die Türkei für Wintertrainingslager bleiben.

© GEPA pictures / Red Bull Content Pool

Bestehende Strukturen, neue Rolle für Empl

»Ein Großteil der zehn Mitarbeiter« werde laut Empl übernommen und nun in die bestehende Struktur integriert – »ein wichtiger Prozess« für Rießelmann. »Ich bin ein absoluter Familienmensch. So möchte ich auch unsere Agentur führen – familiär mit klaren Strukturen und Aufgabenbereichen. Unsere Mitarbeiter sollen sich wohl fühlen und jeden Tag mit Spaß zur Arbeit gehen. Nur dann können wir auch Höchstleistung bringen. Das merken in der Folge auch unsere Vereine und Partner«, so der Geschäftsführer von Onside Sports. Sein Unternehmen arbeite in einer sehr spannenden Branche und dafür solle auch jeder Mitarbeiter dankbar sein und eine gewisse Bescheidenheit in sich tragen.

»Ich habe meine Anteile verkauft und somit auch die Geschäftsführung abgegeben.«

Auch Empl bleibt dem Unternehmen in neuer Rolle erhalten: »Ich habe meine Anteile verkauft und somit auch die Geschäftsführung abgegeben, arbeite aber weiterhin für das nun ›neue‹ Unternehmen: Onside Sports. Meine Hauptaufgabe wird es sein, die bestehenden Netzwerke und Partnerschaften zu pflegen. Nach 20 Jahren in einer verantwortungsvollen Position ist es eine willkommene Veränderung, mit weniger Druck und Verantwortung endlich Zeit für die Dinge zu finden, die mir Freude bereiten.«

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Expansion »nicht um jeden Preis«

Angesprochen auf zukünftige Expansionspläne antwortet Rießelmann: »Wir sind ständig auf der Suche nach Verbesserungen. Wachstum ist wichtig, aber nicht um jeden Preis. Es muss gesund sein und unsere Strukturen müssen entsprechend mitwachsen. Wir streben nach Perfektion, auch wenn es diese in unsere Branche kaum gibt. Deshalb halten wir immer die Augen offen und gehen wachsam durch den Markt.«

Auch Empl sieht noch Potential: »Der Markt wird in Österreich noch stärker wachsen und mehr qualitativ hochwertige Mannschaften anziehen. Zwar könnten künftig weniger Vereine nach Österreich kommen, dafür aber mehr Top-Klubs aus den führenden Ligen«, wenngleich Geschäftsführer Rießelmann anmerkt: »Wichtig ist erstmal, dass wir unsere PS komplett und gut strukturiert auf die Straße bringen. Und dann schauen wir step by step in die Zukunft.«

© Gestifute / Jorge Monteiro

»Mourinho unterbrach gesamtes Training«

Als Geschäftsführer der SLFC lernte Empl viele prominente Persönlichkeiten im Fußball kennen. Ein Trainer blieb ihm rückblickend besonders in Erinnerung: José Mourinho. Der Portugiese, in der Branche als »The Special One« bekannt, war damals als Cheftrainer des FC Chelsea in Österreich. »Der gesamte Sportplatz war mit zwei Meter hohen Transparenten als Sichtschutz abgehängt. Während des Trainings haben zwei junge Buben im Alter von zehn bis zwölf Jahren das Geschehen am Platz zwischen zwei Planen heimlich beobachtet. Mourinho bekam davon Wind und unterbrach das gesamte Training. Der Startrainer ist zu den Jungs gegangen und hat sie gefragt, ob sie nur zum Spaß da sind, oder auch etwas arbeiten wollen«, erinnert sich Empl zurück. Daraufhin habe er die Jungs zum Training hereingebeten und ihnen Arbeitsanweisungen gegeben. Später lud sie der Portugiese noch zum Essen ins Teamquartier ein und schenkte ihnen Trikots. »Das sind schöne Anekdoten, an die man sich gerne zurückerinnert«, so der Salzburger Unternehmer.

»Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich alles entwickelt hat.«

Wenn Empl auf die abgelaufenen fast 30 Jahre zurückblickt, erfüllt ihn das mit Stolz: »Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich alles entwickelt hat: von den ersten Klubs, die wir betreut haben, über die Gründung einer GmbH bis hin zu der heutigen Größe. Dass unser Unternehmen für eine Übernahme interessant wurde, zeigt, dass wir über Jahre hinweg profitabel gewirtschaftet und den richtigen Weg eingeschlagen haben sowie Potenzial für die Zukunft bieten.«

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