Milliarden, Macht und Marketing: Die neue Klub-WM der FIFA auf dem Prüfstand [Exklusiv]

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Die neue Klub-WM in den USA ist das Prestigeprojekt der FIFA – mit 32 Teams, Milliardenbudget und globaler Strahlkraft. Doch während auf dem Rasen gespielt wird, bleiben abseits des Spielfelds viele Fragen offen. Was wirklich hinter dem Megaturnier steckt.

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17. Dezember 2023 –die FIFA legt für Fußball-Fans, die nie genug kriegen können, eine Woche vor Heiligabend ein Geschenk unter den Weihnachtsbaum. Gianni Infantino verkündet während der damals laufenden Klub-WM ein neu entwickeltes Format des Bewerbs, das ab dem Sommer 2025 eingesetzt werden soll. Statt sieben Vereinen werden es 32 weltweit sein, die in den USA – ein Jahr vor der Fußballweltmeisterschaft – um die »Mundial de Clubes FIFA 25« spielen. Diese soll ab diesem Zeitpunkt auch nur noch alle vier Jahre stattfinden.

Dem Gewinner winken je nach Verein bis zu 125 Millionen US-Dollar. Der FC Red Bull Salzburg darf sich als österreichischer Vertreter über elf Millionen Euro Antrittsgeld freuen. Das Format dieser Klub-WM ähnelt dem einer Welt- oder Europameisterschaft und beinhaltet eine Gruppenphase mit anschließendem KO-Modus. Es gibt acht Vierergruppen. Die zwei besten Teams jeder Gruppe steigen in die KO-Phase auf. Nur das Spiel um Platz drei am Ende des Turniers entfällt.

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Qualifikation: Wer darf mitspielen?

Von den angekündigten 32 Teilnehmern kommen zwölf aus Europa (UEFA). Danach folgt Südamerika (CONMEBOL) mit sechs Quotenplätzen. Die Kontinente Asien (AFC), Afrika (CAF) sowie Nord- und Mittelamerika inklusive Karibik (CONCACAF) erhalten jeweils vier Plätze, Ozeanien (OFC) hingegen nur einen Startplatz. Außerdem darf das Gastgeberland noch einen Verein zusätzlich stellen.

Grundsätzlich sind alle Gewinner der höchstklassigen Kontinentalbewerbe der Saisonen 2020/21 bis 2023/24 qualifiziert. Die restlichen WM-Tickets werden über ein Ranglistensystem in diesem vierjährigen Zeitraum vergeben. Dafür werden in Europa nur die Teilnahmen in der Champions League berücksichtigt – Europa League und Conference League bleiben außen vor. Red Bull Salzburg ist dank damals starker Leistungen in diesem Ranking auf Platz 18 zu finden. Obwohl diese Platzierung über den zwölf UEFA-Plätzen liegt, ist der Verein dennoch qualifiziert. Doch wie kann das funktionieren?

Zunächst beschloss die FIFA eine entscheidende Änderung im Punktesystem. Bisher bekam jeder Klub in der UEFA-Rangliste drei Punkte für einen Sieg oder das Erreichen der nächsten Runde des Wettbewerbs sowie einen Punkt für ein Unentschieden. Dieses System wurde neu aufgestellt. Es gibt:

  • Zwei Punkte für einen Sieg
  • Einen Punkt für ein Unentschieden
  • Vier Punkte für das Erreichen der Gruppenphase
  • Fünf Punkte für das Erreichen des Achtelfinales
  • Einen Punkt für das Erreichen jeder weiteren Runde der KO-Phase

Weiters baute die FIFA eine entscheidende Klausel ein: Es dürfen pro Land nur zwei Vereine an der Klub-WM teilnehmen. Eine theoretische Ausnahme gibt es nur für den Champions-League-Sieger – falls mehr als zwei davon aus einem Land stammen sollten, was in diesem Zyklus nicht der Fall ist. Obwohl sich zahlreiche Vereine aus Deutschland, England, Italien und Spanien weit vorne im Ranking wiederfinden, fallen diese aufgrund dieser Regel weg. Salzburg rückt dadurch auf und darf sich über die Teilnahme am Turnier freuen.

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Salzburg ja – Barcelona, Liverpool, Neapel nein

Allerdings verpassen aufgrund dieser Regelung prominente Vereine die Klub-WM. Der FC Liverpool hat trotz starker Leistungen keine Teilnahmechance, weil er im Gegensatz zu Chelsea oder Manchester City nicht die Champions League gewann. Auch der FC Barcelona muss zuschauen, da beide Madrider Spitzenvereine, Atlético und Real, im Vierjahreszeitraum besser abschnitten. Gleiches gilt für Vereine wie den AC Milan oder der SSC Neapel. Es sind somit die amtierenden Meister aus England, Italien und Spanien zum Zusehen verdammt, während der österreichische Vizemeister zur Teilnahme berechtigt ist.

Wer jetzt denkt, dass das alte Format der Klub-WM gestrichen wird, irrt sich. Dieses findet seit 2024 jährlich in der Winterpause vor Weihnachten weiterhin statt, allerdings unter dem Namen »FIFA Intercontinental Cup«. Die neue Klub-WM dient als überarbeitete Ablöse des CONFED-Cups, jenes Mini-Turniers ein Jahr vor der Fußball-WM, das zuletzt 2021 aufgrund der Covid-Pandemie abgesagt wurde.

Medienrechte: DAZN, FIFA & Saudi-Arabien

Nach der Bekanntgabe des neuen Bewerbs gestaltet sich die Suche nach einem Medienpartner schwierig. Doch knapp ein Jahr später, direkt vor der offiziellen Auslosung, erhält die Medienplattform DAZN den Zuschlag für die exklusiven Übertragungsrechte – im Wert von einer Milliarde US-Dollar. Zusätzlich ein Special: Alle Spiele sind kostenlos sichtbar. Es braucht lediglich einen DAZN-Account, aber kein kostenpflichtiges Abo.

Eine Woche nach Bekanntgabe der Übertragungsrechte wird die Fußball-WM 2034 offiziell an Saudi-Arabien vergeben. Gegenstimmen oder Mitbewerber gibt es keine. Im Februar 2025 teilt DAZN mit, dass eine Minderheitsbeteiligung durch SURJ Sports Investment, ein saudischer Sportinvestor, erfolgt ist. Finanzielle Angaben machen beide Seiten nicht. Laut Medienberichten soll es sich um rund eine Milliarde US-Dollar handeln, also exakt jene Summe, die DAZN an die FIFA für die Rechte zahlte.

Ein paar Monate zuvor waren entsprechende Berichte über das Investment noch dementiert worden. Die zeitliche Abfolge dieser Ereignisse lässt Spekulationen über einen möglichen Dreieck-Deal zwischen FIFA, DAZN und dem Golfstaat zu. Zusammenhänge werden von allen drei Parteien vehement bestritten, mit dem Ziel, eine weiße Weste zu bewahren und Sportswashing-Vorwürfen zu entgehen.

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Geringe Attraktivität trotz Millionenbudget

Auch die Werbetrommel wird fleißig gerührt: Die Trophäe, die dem Sieger der ersten neuen Klub-WM gebührt, tourt durch die Welt der teilnehmenden Länder – begleitet von eigener Security. Auch in Salzburg macht der Pokal halt. Doch während in Europa der Fußball zu den beliebtesten Sportarten zählt, ist er im nord- und mittelamerikanischen Raum eine Randsportart und wird offiziell als »Soccer« bezeichnet, um sich vom US-Volkssport »American Football« abzugrenzen. FIFA-Präsident Gianni Infantino versucht dennoch, mit Blick auf die WM 2026 die Stimmung hochzuhalten und möchte »Fußball in Amerika auf das Niveau von Basketball bringen«.

Obwohl das US-Frauenteam bereits durch Weltmeistertitel und Pionierleistungen für Aufmerksamkeit sorgte, wirkt diese Aussage wie eine Form von Zwangsoptimismus. Denn der Ticketverkauf für die Klub-WM verläuft mit wenigen Ausnahmen enttäuschend. Besonders die Ticketpreise für das Eröffnungsspiel wurden drastisch reduziert, um leere Stadien zu vermeiden. Teils kosten Tickets nur 20 Euro.

Ein weiteres Problem stellt die Anstoßzeit dar. Einerseits möchte man europäischen Fans humane Zeiten bieten, andererseits die lokale Zielgruppe nicht vernachlässigen. Mit fünf Zeitzonen in den USA und bis zu zwölf Stunden Zeitunterschied zu Europa ist ein optimaler Spielbeginn schwer zu finden. Kaum jemand hat werktags um 12.00 Uhr mittags vor Ort oder nachts um 03.00 Uhr Zeit, ein Fußballspiel zu sehen – weder vor Ort noch am Bildschirm.

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Mehr Geld für Klubs, weniger Pausen für Spieler

FIFA versucht, mit der neuen Klub-WM eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen. Präsident Infantino prognostiziert für die kommenden vier Jahre Rekordeinnahmen und erwartet durch das neue Format »einige Milliarden« an Gewinn. Auch die Klubs profitieren von zusätzlichen Erlösen, was jedoch die finanzielle Kluft zwischen Spitzenklubs und kleineren Vereinen weiter vergrößert.

Für die Hauptakteure, die Fußballspieler selbst, stellt das neue Turnier eine enorme Belastung dar. Nach einer langen, mit Spielen vollgepackten Saison folgt ein weiteres Großereignis, der Start der neuen Saison schließt nahezu direkt an. An Urlaub, geschweige denn Erholung, ist kaum zu denken. Das Risiko für physische oder psychische Erschöpfung und Verletzungen steigt.

Die FIFA erklärt auf ihrer Website: »Das Turnier ist in den internationalen Spielkalender eingebettet und garantiert zwischen dem Turnierfinale und dem Beginn vieler nationaler Ligen auf der ganzen Welt eine ausreichende Pause sowie mindestens drei Ruhetage zwischen den Spielen zum Schutz der Gesundheit der Spieler.« Das neue Format der Klub-WM öffnet das Tor zu neuen Möglichkeiten im Fußball, aber auch zu zahlreichen offenen Fragen und Kritikpunkten.

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