Ecoballers: Wie Dominic Thiem den Amateurfußball revolutionieren will [Exklusiv]

Lesedauer: 5 Minuten

© Dominic Thiem

Einst Nummer drei der Tenniswelt, heute Gründer eines Fußballklubs mit Vision: Mit den Ecoballers verfolgt Dominic Thiem mehr, als bloß mit Freunden zu kicken. Was als Hobby begann, könnte zum nachhaltigsten Fußballprojekt Österreichs werden.

© Dominic Thiem

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Am Sonntag, den 22. Juni 2025, steht in der Wiener Kleinfeldliga, der 4. Liga Süd, der 18. Spieltag auf dem Programm. Um Punkt 18.00 Uhr ertönt der Anpfiff in der Sportanlage Vorarlberger Allee in Wien: FC Joga Bonito gegen Ecoballers FC. In den nächsten 50 Minuten geht es um nichts Geringeres als den Titel in der Kleinfeldliga Süd. Normalerweise steht einer der bekanntesten österreichischen Sportler mit auf dem Grün: Dominic Thiem. Beim entscheidenden Meisterschaftsspiel ist er verhindert. Die Ecoballers müssen ohne ihn auskommen. Trotz Abwesenheit des US-Open-Siegers läuft es. Bereits nach drei Minuten führen die Ecoballers mit 1:0, zur Pause steht es 3:0 – am Ende heißt es 9:0.

Die Ecoballers sind Meister – erstmalig in ihrer Geschichte. Mit 42 Punkten aus 18 Spielen – 14 Siege, lediglich vier Niederlagen und einer Tordifferenz von plus 98 Toren – dominierten sie die Liga. Thiem absolvierte elf Ligaspiele und erzielte acht Tore. Wenige Wochen zuvor holten sie den Kleinfeldliga Cup. Ziel erreicht? Keineswegs, denn die Ecoballers sind mehr als ein Hobbyverein.

© Ecoballers

Thiems Neustart im Amateurfußball

Der Klub wurde im Sommer 2024 von Dominic Thiem, seinem Bruder Moritz und ihrem Geschäftspartner und Freund Sascha Eigner gegründet. Das ausgegebene Ziel: ihre gemeinsame Fußballleidenschaft auszuleben – und dabei sportliche Ambitionen mit Nachhaltigkeit zu verbinden. Zum Kader zählen neben den Thiem-Brüdern auch Ex-Tennisprofis und Unternehmer wie Bitpanda-Gründer Eric Demuth. »Wir haben mit Freunden oft einfach so gekickt – und irgendwann, so im letzten Jahr, als klar war, dass ich mit dem Tennis aufhöre, haben wir gesagt, wir wollen dem Ganzen ein bisschen Wettbewerbscharakter geben«, erklärt Thiem die Anfänge in der 19. Folge des Zwischenstopp-Podcasts.

Der US-Open-Sieger feierte bereits Mitte Februar 2025 sein Debüt im Amateurfußball: bei seinem Heimatverein SC Lichtenwörth in der 2. Klasse Steinfeld, der achthöchsten Spielklasse in Österreich. Im Rahmen eines Testspiels spielte er 90 Minuten durch und bereitete in der Schlussphase sogar den Ausgleich zum 3:3-Endstand vor. In der Rückrunde der Saison 2024/25 absolvierte Thiem fünf Pflichtspiele für den SC Lichtenwörth.

Fußball war bereits während seiner aktiven Karriere als Profi eine Leidenschaft. »Es war für mich immer klar, dass ich nach der Tenniskarriere kicken werde. Früher hat’s mir nicht so viel Spaß gemacht. Ich habe wie viele Tennisspieler auch Fußball gespielt, aber oft als Libero – und Tennis war damals meine klare Nummer eins. Aber im Laufe der Karriere haben wir öfter gekickt – mit anderen Spielern, manchmal Österreich gegen Slowenien – das war richtig cool«, erklärt Thiem. Für den Ausnahmesportler ist Fußball »ein komplettes Kontrastprogramm zum Tennis: das Teamgefühl, das Aufschaukeln bis zum Anpfiff – das taugt mir extrem. Es ist ganz anders als Tennis, weil das Teamgefüge so wichtig ist. Der Sport selbst macht riesigen Spaß. Von außen wirkt es leicht, aber wenn man am Platz steht, merkt man, wie anspruchsvoll es ist.«

© NÖN/Malcolm Zottl

Nachhaltiges Fußballprojekt nach englischem Vorbild

Seit September 2024 nehmen die Ecoballers offiziell am Ligabetrieb der Wiener Kleinfeldliga teil. Gespielt wird mit fünf Feldspielern plus ein Torwart, also insgesamt sechs Spieler pro Team. Ein Spiel dauert 50 Minuten und besteht aus zwei Halbzeiten zu je 25 Minuten. Die Gegner haben kreative Vereinsnamen wie FC Joga Bonito, Provokante Reizer oder Dynamo Treten. Die Atmosphäre? Ausgelassen und entspannt.

Der sportliche Erfolg ist für Thiem und seine Mitstreiter zweitrangig: »Wir wollten nicht einfach irgendeinen Verein gründen, sondern einen nachhaltigen. Im Moment sind das noch kleine Dinge: keine Plastikflaschen, nachhaltige Trikots, möglichst keinen Müll produzieren.« Langfristig strebt der US-Open-Sieger ambitionierte Umweltinitiativen an: »Der Traum ist, irgendwann in eine richtige Liga einzusteigen und dann viele nachhaltige Initiativen umzusetzen. Zum Beispiel eine komplett vegane Kantine, Rasendüngung ohne Pestizide, Regenwasser in Zisternen sammeln, Solaranlagen und Bienenstöcke rund ums Stadion.«

Eine Inspiration ist für Thiem ein Klub aus der fünften englischen Liga: »Ein riesiges Vorbild sind die Forest Green Rovers – wahrscheinlich der nachhaltigste Verein überhaupt. Das ist die große Vision.« Der Verein gilt als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und verfolgt eine ganzheitliche Strategie, wofür er von den Vereinten Nationen als erster CO2-neutraler Fußballklub ausgezeichnet und von der FIFA als grünste Mannschaft der Welt anerkannt wurde. Ende letzten Jahres bekam der Klub die Genehmigung für den Bau des ersten Holzstadions der Welt.

© Dominic Thiem

Internationales Netzwerk: Zu Besuch bei Udinese

Im April 2025 wurden die Ecoballers rund um Dominic und Moritz Thiem sowie Sascha Eigner zu einem Meisterschaftsspiel von Udinese Calcio eingeladen. Der italienische Erstligist trägt seine Heimspiele im nachhaltig betriebenen Bluenergy-Stadion aus und verfolgt ebenfalls eine Nachhaltigkeitsstrategie. Das Gründertrio nutzte die Gelegenheit, um im Rahmen einer Pressekonferenz ihre Vision zu präsentieren.

Obwohl die Ecoballers noch in den Anfängen stehen, zeigt sich Thiem für die Zukunft optimistisch: »Wir stecken noch in den Kinderschuhen, aber es macht richtig Spaß. Hoffentlich schaffen wir den nächsten Schritt – ob komplett eigenständig oder in Kooperation mit einem bestehenden Verein, vielleicht in Wien, im Burgenland oder in Niederösterreich, das wird sich zeigen.« Schon jetzt ist klar: In wenigen Wochen warten in der 3. Liga Süd mit Teams wie dem FC LieberamPool, Juventus Urin und den Goldenen Lilien die nächsten originellen Herausforderer auf Thiem und Co.

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