David Affengruber: »Wechsel nach Spanien war kein Rückschritt« [Exklusiv]

Lesedauer: 17 Minuten

© David Affengruber

Titel mit Red Bull Salzburg und Sturm Graz und dann der Wechsel in Spaniens zweite Liga? Für David Affengruber kein Rückschritt, sondern der Beginn eines neuen Lebensabschnitts – gekrönt vom Aufstieg in die LaLiga. Ein Gespräch über Verantwortung in jungen Jahren, seinen Alltag in Elche und warum ihn die Fans dort mit Franz Beckenbauer vergleichen.

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In der 21. Folge des Zwischenstopp-Podcasts spricht Alexander Friedl und Markus Sieger mit David Affengruber über kuriose Rituale, erfolgreiche Jahre bei Sturm Graz, herausfordernde Phasen und die Fankultur auf der iberischen Halbinsel.

Außerdem verrät der Spanien-Legionär, welches besondere Erlebnis ihn mit Zlatko Junuzović für immer verbindet, was er abseits des Platzes unternimmt und auf welche Gegner er sich in der kommenden LaLiga-Saison besonders freut.

© Elena Franke

Herr Affengruber, Sie sind 2001 in Scheibbs geboren und in Wieselburg aufgewachsen – einer kleinen Stadtgemeinde in Niederösterreich. Was waren Ihre ersten Berührungspunkte mit dem Fußball und wie haben Sie die Anfangszeit in Wieselburg erlebt?

Ich habe zwei ältere Brüder – dadurch kam ich zum ersten Mal mit Fußball in Berührung. Ich war immer der Kleinste, bin überall mitgelaufen, wenn ich durfte, und so kam es dazu, dass ich im Verein begonnen habe. Es hat mir einfach Spaß gemacht. Und genau das sage ich heute noch Kindern, wenn ich bei Veranstaltungen bin: Der Spaß ist das Wichtigste. Der Ehrgeiz kommt mit der Zeit von selbst. Aber bis dahin steht für mich der Spaß im Vordergrund.

Gab es bestimmte Spieler, denen Sie besonders nacheiferten?

Ich war immer ein großer Marco-Reus-Fan, weil er einen richtig coolen Fußball gespielt hat. Damals war ich noch kein Innenverteidiger – erst bei Liefering wurde ich auf diese Position umgeschult, und seither hat sich das auch nicht mehr geändert. Mit der neuen Position haben sich meine Vorbilder verändert. Als Innenverteidiger habe ich viel auf Mats Hummels geachtet. Vor allem seine Spielweise mit dem Ball ist überragend. Davon habe ich mir einiges abgeschaut.

Mit 13 habe ich zum ersten Mal meine Wäsche selbst gewaschen.

Im Jahr 2013 sind Sie im Alter von zwölf Jahren in die Jugendakademie des FC Red Bull Salzburg gewechselt. Wie haben Sie diesen Schritt erlebt?

Mit zwölf von zu Hause auszuziehen, war nicht leicht. Am Wochenende heimzufahren, war kaum möglich. Das war nicht nur für mich schwierig, sondern auch für meine Mutter, die es bestimmt nicht einfach fand, dass ihr Jüngster ausgezogen ist. Es gab schwierige Phasen, aber ich hatte ein tolles Erzieherteam und Trainer, die uns geholfen haben. Das war wichtig, denn wenn in der Schule etwas nicht läuft und die Mutter nicht ums Eck ist, musst du dich an die Erzieher wenden. Ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, denn man wird früh selbstständig. Mit 13 habe ich zum Beispiel zum ersten Mal meine Wäsche selbst gewaschen – das kann nicht jeder von sich behaupten.

Ihr Profidebüt bei Liefering erfolgte im Juli 2019. Sie haben im ersten Spiel gleich ein Tor erzielt. Wie haben Sie diese Partie in Erinnerung?

Das war einer der wichtigsten Momente für mich, weil es mein erstes Spiel als Innenverteidiger war. Es haben sich zwei Innenverteidiger verletzt, und der Trainer kam auf die Idee, mich dort aufzustellen. Das hat sofort funktioniert, ich habe gleich ein Tor geschossen. Außerdem ging es gegen Amstetten, das liegt in der Nähe von Wieselburg, meiner Heimat. Jeder kennt dort jeden – das war ein richtig cooles Erlebnis.

© David Affengruber

Wie lief die erste Saison als Profi?

Das erste Halbjahr war sehr schwierig. Wir hatten eine junge Mannschaft und mussten uns erst an den Erwachsenenfußball anpassen. Zur Winterpause standen wir fast auf einem Abstiegsplatz, in der zweiten Saisonhälfte haben wir uns bis auf Rang drei vorgekämpft. Aber die Umstellung war hart. Im Erwachsenenfußball geht es um Punkteprämien. Die Spieler sind erfahren, hauen sich immer rein – manche hätten vom Alter her unsere Väter sein können. Da geht es ganz anders zur Sache.

Was fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie den Namen Zlatko Junuzović hören?

Er war ein Spieler, zu dem ich aufgeschaut habe und der mir sehr geholfen hat. Ein richtig cooler Typ. Ich durfte meine ersten Erfolge mit ihm feiern. Ich habe ein lustiges Foto, auf dem ich als Kind mit ihm einlief – damals spielte er im Nationalteam und ich war sieben Jahre. Später habe ich ein zweites Foto dazugeschnitten, als wir gemeinsam das Double gewonnen haben. Als Persönlichkeit taugt er mir voll. Ich kann ihn jederzeit anrufen oder schreiben, wenn ich einen Rat brauche. Gerade für die Unterstützung am Anfang bin ich ihm sehr dankbar.

Die drei Jahre in Graz waren unglaublich.

Gibt es bestimmte Rituale, die Sie vor einem Spiel haben?

Ich ziehe immer zuerst den rechten Schuh an, dann den linken – und beim Ausziehen genauso. Ansonsten habe ich zwei bestimmte Lieder: Eines höre ich, wenn ich aus dem Bus aussteige und in die Kabine gehe, und das andere, wenn ich noch einmal den Platz anschaue, bevor ich wieder in die Kabine gehe. Wie das entstanden ist, weiß ich nicht genau – wahrscheinlich haben wir irgendwann gewonnen, als ich das gemacht habe, und dann ist es zur Gewohnheit geworden.

Fallen Ihnen kuriose Rituale von Mitspielern oder ehemaligen Wegbegleitern ein, die Ihnen besonders im Kopf geblieben sind?

Mir fällt Jusuf Gazibegović ein. In Graz hatte er ein spezielles Ritual beim Anziehen: Stutzen, Schienbeinschützer, alles in einer ganz bestimmten Reihenfolge. Wir haben ihm oft dabei zugeschaut, weil er lange gebraucht hat. Das war richtig witzig, und er wusste auch, dass wir zuschauen. Trotzdem hat er sein Ding durchgezogen. Uns hat das aber auch gutgetan, weil wir in Graz gemeinsam eine sehr erfolgreiche Zeit hatten. Ich bin sicher, dass er das heute noch so macht.

© David Affengruber

Sie haben in Ihrer Zeit bei Salzburg lediglich sechs Pflichtspiele für die erste Mannschaft bestritten und sind im Sommer 2021 zu Sturm Graz gewechselt. Was war der entscheidende Grund für den Wechsel?

Die Aussicht auf mehr Spielzeit war ein entscheidender Grund. Ich sage bewusst »Aussicht«, weil man vorher nie weiß, wie es läuft. Das hängt von der Trainerentscheidung, der Vorbereitung und den Trainingsleistungen ab. Aber im Nachhinein war es der beste Wechsel, den ich machen konnte. Die drei Jahre in Graz waren unglaublich – auch menschlich überragend. Wir hatten eine richtig coole Truppe und sportlich war es ohnehin erfolgreich.

Was hat Ihnen das gesamte Sturm-Umfeld mitgegeben?

Sehr viel. Ich bin ein Spieler, der während des Spiels alles von den Rängen aufsaugt. Ich schaue gerne hoch und ziehe Energie daraus, weil das etwas Besonderes ist – vor allem in Spielen wie den beiden Cup-Finals. An das erste erinnere ich mich besonders: Sturm gegen Rapid – so ein Finale können in Österreich nur diese beiden Vereine bieten. Beide bringen eine brutale Fankraft mit. Und so ein Spiel auch noch zu gewinnen, macht es umso schöner.

So eine Auslandserfahrung kann ich jedem empfehlen.

In Ihren drei Jahren bei Sturm konnten Sie einmal die Meisterschaft und zweimal den Cup gewinnen. Ist Ihnen ein Moment besonders in Erinnerung geblieben?

Ja, in der ersten Saison, als wir in der Europa-League-Qualifikation gegen Mura gespielt haben. Das war für uns alle etwas Besonderes, weil wir eine sehr junge Truppe waren und erstmals die Chance auf eine internationale Gruppenphase hatten – und sie haben wir auch genutzt. Das Heimspiel war richtig cool. Jakob Jantscher hat damals ein Tor gemacht. Ich erinnere mich noch genau: mit dem linken Fuß ins lange Eck. Oder auch das erste Europa-League-Spiel in Monaco. Das sind Erinnerungen, die bleiben.

Im Sommer 2024 ist Ihr Dreijahresvertrag bei Sturm Graz ausgelaufen. Nach zahlreichen Gerüchten sind Sie nach dem Doublesieg in die zweite spanische Liga zum FC Elche gewechselt. Wie kam dieser Transfer zustande?

Elche war auf der Suche nach einem Innenverteidiger, der Trainer fand mich spannend – genauso wie der gesamte Verein. So kam es zu den ersten Gesprächen. Ich war dann vor Ort und habe mir alles angesehen. In dieser Phase waren die Gespräche mit dem Trainer besonders wichtig. Er hatte einen klaren Plan – für die Mannschaft und auch für mich persönlich. Das hat mich überzeugt. Ich war zu dem Zeitpunkt bereit für etwas Neues, wollte unbedingt ins Ausland, eine neue Sprache lernen. So eine Auslandserfahrung kann ich jedem empfehlen.

© David Affengruber

Als klar war, dass Ihre Zeit bei Sturm vorbei ist und ein neuer Klub noch nicht feststand, wie sind Sie mit dieser Phase der Ungewissheit umgegangen?

Das war eine Phase, die nicht einfach war – vor allem, je länger sie gedauert hat. Ich hatte aber im Vorfeld schon damit gerechnet, dass so eine Situation eintreten kann. Mit diesem Risiko bin ich bewusst in diese Übergangszeit gegangen. Was für mich wichtig war: Ich konnte die Zeit mit meinem Fitnesstrainer sehr gut nutzen. Wir haben intensiv an meinem Körper gearbeitet und das hat mir rückblickend in der Saison enorm geholfen.

Trotzdem war es nicht einfach. Meine Freundin Michéle und ich haben das gemeinsam durchgestanden. Gerade wenn es Momente gibt, in denen man das Gefühl hat, es geht einfach nicht weiter, und man sich fragt: Warum passiert nichts? – dann ist es umso schöner, wenn plötzlich etwas richtig Gutes kommt. Die Entscheidung für Elche war genau so ein Moment. Auch wenn es zunächst die zweite spanische Liga war und es ins Ausland ging – es hat sich vom ersten Moment an richtig angefühlt. Ich wusste sofort: Das mache ich. Deshalb war diese Zeit zwar anstrengend und fordernd, aber auch lehrreich.

Wie sind Sie damit umgegangen, dass viele Medien, sogenannte »Experten« und auch Fans geschrieben haben, Ihr Wechsel nach Spanien in die zweite Liga sei ein Rückschritt und Sie hätten sich verpokert?

Es gibt im Fußball immer sogenannte »Experten«. Von denen lebt das Geschäft auch. Die können sagen, was sie wollen – mich berührt das nicht. Ich gehe meinen eigenen Weg. Klar, man liest es, aber ich lasse das nicht zu nahe an mich heran, weil ich weiß, welchen Plan ich habe. Es ist meine Karriere, und die Entscheidungen treffe ich immer noch selbst – das finde ich wichtig. Es war kein Rückschritt. Ich bin jetzt in der LaLiga und ich bin sehr gespannt, was auf mich zukommt.

Die Sprache war die größte Umstellung.

Vor Ihnen haben namhafte Österreicher wie Hans Krankl (Barcelona), Toni Polster (Sevilla, Logroñés, Rayo Vallecano), Dietmar Kühbauer (Real Sociedad), Andreas Ivanschitz (Levante) und David Alaba (Real Madrid) in Spanien gespielt. Sie sind der erste österreichische Fußballer, der für den FC Elche spielt. Waren Sie immer schon Fan des spanischen Fußballs?

Ja, absolut. Vor allem die Spielweise in Spanien hat mich immer fasziniert. Barcelona, Real Madrid, das El Clásico – das hat man einfach angeschaut. Ich habe generell viel spanischen Fußball verfolgt, weil mir der Stil dort sehr gut gefällt. Dass ich nun selbst in Spanien spielen und gleichzeitig etwas Neues lernen kann, fand ich spannend – das war auch ein entscheidender Faktor für den Wechsel.

Sie haben Ihren Trainer Eder Sarabia angesprochen, der in der Vergangenheit als Co-Trainer des FC Barcelona gearbeitet hat. Welchen Fußball lässt er spielen?

Unser Trainer war bei Barcelona – und das merkt man auch. Wir spielen einen sehr risikoreichen Aufbaufußball von hinten heraus. Da wird auch mal vom Tormann ein Pass zwischen zwei Stürmern hindurchgespielt. Dabei passieren Fehler, aber das ist Teil des Konzepts. Fehler gehören dazu, Fußball ist ein Fehlersport. Ich habe viel Neues gelernt – vor allem, was es bedeutet, ein Spiel zu lesen. Du musst das Spiel aktiv gestalten, viel häufiger ins Zentrum spielen und bereit sein, mehr Risiko zu gehen.

© David Affengruber

Wie schätzen Sie das Niveau der zweiten spanischen Liga im Vergleich zur österreichischen Bundesliga ein?

Ich vergleiche ungern, weil in Spanien ein ganz anderer Fußball gespielt wird. Aber wenn man sich anschaut, welche Traditionsvereine dort spielen – da kennt man viele Namen. Nur: In Österreich bekommt man das kaum mit, weil die Liga hierzulande wenig verfolgt wird. Wir haben zum Beispiel in Stadien wie in Málaga gespielt. Auch gegen Klubs wie Sporting Gijón, Racing Santander oder Real Oviedo. Es waren immer viele Fans in den Stadien, weil es alles Traditionsvereine sind. Das war ein richtig cooles Jahr.

Wie war für Sie die Umstellung von Österreich zu Spanien außerhalb des Fußballplatzes?

Die Sprache war die größte Umstellung. Ich hatte in der Schule nie Spanisch, das heißt: Am Anfang habe ich wirklich gar nichts verstanden. Unser Nachbar zum Beispiel – ein älterer, unglaublich freundlicher Herr, wie man ihn sich als typischen Spanier vorstellt – wollte gleich mit mir ins Gespräch kommen. Anfangs war das schwierig, weil ich kaum etwas sagen oder verstehen konnte. Inzwischen klappt es ganz gut, wir können gemeinsam grillen und uns unterhalten. So habe ich auch die Spanier kennengelernt: sehr offen, sehr interessiert. Sie schätzen es total, wenn man versucht, ihre Sprache zu sprechen – auch wenn mal zwei, drei Wörter falsch sind. Es geht darum, dass man sich Mühe gibt, und das wird hier wirklich anerkannt.

Die Fankultur in Spanien ist eine andere als in Österreich oder Deutschland.

Die Region Valencia, in der auch Elche liegt, ist auch als Urlaubsort bekannt. Wie gefällt Ihnen Ihr neues Zuhause? Spielt das bei einem Wechsel eine Rolle?

Zu sagen, dass das gar kein Thema ist, wäre gelogen. Es zählt jetzt nicht zu den drei wichtigsten Entscheidungsfaktoren bei einem Wechsel, aber natürlich ist es ein Vorteil, wenn man in einer Gegend lebt, wo auch die Lebensqualität passt. Und das ist in Elche definitiv der Fall. Es ist eine coole, kleine Stadt, direkt neben Alicante. Du bist am Meer, kannst das ganze Jahr ins Wasser gehen, weil die Temperaturen angenehm sind. Man geht viel später essen, oft erst um zehn Uhr abends. Das war anfangs ungewohnt. Die Leute sind alle auf der Straße, das Leben spielt sich draußen ab. Aus heutiger Sicht kann ich sagen: Ich finde das richtig cool.

Sportlich sind Sie schnell in Elche angekommen: Nach zwei Kurzeinsätzen sind Sie direkt in die Startelf hineingerückt und haben Ihren Platz bis zum Ende der Saison nicht mehr hergegeben. Neben einer beeindruckenden Zweikampfs- und Passquote konnten Sie in der Segunda División auch zwei Assists verbuchen. Einer davon war im entscheidenden Spiel gegen Deportivo La Coruña am letzten Spieltag. Mit einem 4:0-Sieg konnten Sie sich den 2. Platz und den damit verbundenen Aufstieg in die LaLiga sichern. Wie bewerten Sie Ihre erste Saison in Spanien?

Für mich war die Saison extrem erfolgreich. Ich bin zwei Spiele später dazugestoßen und habe deshalb die ersten beiden Partien verpasst. Insgesamt waren für mich maximal 40 Ligaspiele möglich, und ich habe in allen 40 Spielen Einsätze gesammelt. Nicht immer von Beginn an, aber ich war durchgehend Teil der Mannschaft. Das hat auch mit der guten Vorbereitung im Sommer zu tun, die Arbeit mit dem Fitnesstrainer. Ich war fit, konnte die ganze Saison durchziehen, und da sieht man wieder: Harte Arbeit zahlt sich aus.

Auch sportlich war es eine Umstellung: neuer Spielstil, neues Umfeld, aber ich bin schnell reingekommen. Der Trainer hat mich super unterstützt, hat anfangs viel auf Englisch mit mir kommuniziert, was den Einstieg erleichtert hat. Wenn du Freude an dem hast, was du tust, funktioniert vieles von selbst. Das ist im Fußball nicht anders als in jedem anderen Job.

© David Affengruber

Wie haben Sie den Aufstieg erlebt? Wie war die anschließende Feier in der Stadt, im Stadion aber auch innerhalb der Mannschaft?

Wir haben auswärts gespielt, ziemlich weit weg, sind mit dem Flieger hin- und wieder zurückgeflogen. Schon auf der Rückreise wurde gefeiert, im Prinzip hat die Party im Flugzeug begonnen.

Am nächsten Tag sind wir mit dem offenen Bus durch Elche gefahren – wir waren drei Stunden unterwegs. Die ganze Stadt war auf den Beinen, obwohl es Montag war, also ein normaler Arbeitstag. Die Straßen waren komplett voll, überall Menschen. Dann ging’s weiter zum Hauptplatz, dort standen wir oben auf dem Balkon – auch da war alles voll. Später am Abend, gegen elf, halb zwölf, sind wir ins Stadion gefahren. Auch dort war es fast voll und das an einem Montagabend, vor einem normalen Arbeitstag. Jeder Spieler wurde einzeln aufgerufen, das war schon etwas ganz Besonderes. Solche Momente nimmst du mit. Sie geben dir Motivation für die nächste Saison.

Wie ist die Fanbase beim FC Elche? Wie würden Sie die Stimmung im Stadion bewerten?

Die Fankultur in Spanien ist eine andere als in Österreich oder Deutschland. Du hast nicht so stark ausgeprägte Ultras hinter dem Tor. Es gibt zwar auch Fangruppen hinter dem Tor, aber in Spanien habe ich das Gefühl, dass die Stimmung richtig laut wird, wenn die Fans merken: Jetzt geht was, jetzt könnten wir ein Tor machen. Dann wird es im ganzen Stadion laut. Das ist in Spanien anders. Nicht besser, nicht schlechter – einfach anders. Ich mochte das in Graz auch sehr gerne, hatte immer ein gutes Verhältnis zu den Fans. Das sind die Unterschiede, wie Fußball in verschiedenen Ländern gelebt wird.

Ich habe schnell die Zuneigung der Fans gespürt.

Mit einem geschätzten Marktwert von rund fünf Millionen Euro sind Sie aktuell der wertvollste Spieler im Kader des FC Elche. Spüren Sie dadurch mehr Verantwortung oder blenden Sie solche Zahlen aus?

Das ist nicht so bedeutend. Wenn du viel spielst, vor allem regelmäßig in der Startelf stehst, trägst du automatisch Verantwortung. Du musst jede Woche topfit sein – der Trainer zählt auf dich, der Verein zählt auf dich, die Stadt zählt auf dich. Und wenn du konstant Leistung bringst, bekommst du die entsprechende Wertschätzung. Ich habe schnell die Zuneigung der Fans gespürt, wurde im Verein sehr beliebt – auch wenn ich anfangs kein Spanisch gesprochen habe. Ich hatte das Gefühl, sie fanden es cool, dass ein Österreicher für ihren Klub spielt.

Sie werden in Spanien bereits mit Franz Beckenbauer verglichen. Was hat es damit auf sich?

Meine Eltern und meine Freundin Michéle sind bei den Spielen im Stadion und sehen plötzlich Leute mit einem Trikot, auf dem Affenbauer steht – und fragen sich: Warum? Was soll das? Meine Mutter war zuerst gar nicht begeistert und meinte: Affenbauer? Das klingt überhaupt nicht gut. Kurz darauf kamen die Vereinsverantwortlichen zu mir und haben erklärt, dass das keine Verarschung ist. Die Fans gehen extra in den Fanshop, kaufen ein neues Trikot und lassen Affenbauer draufschreiben. Für sie ist Franz Beckenbauer die Innenverteidiger-Ikone aus dem deutschsprachigen Raum. Natürlich ist das sportlich ein riesiger Abstand, da bin ich noch weit, weit entfernt. Aber wenn so was von den Fans kommt, ist das eine große Wertschätzung.

© Elena Franke

In wenigen Wochen startet die neue LaLiga-Saison. Auf welche Spiele oder Stadien freuen Sie sich am meisten?

Die Stadien – das ist das, was mich am meisten reizt. Schon in der zweiten Runde spielen wir auswärts bei Atlético Madrid. Dann kommen das Bernabéu und – hoffentlich rechtzeitig fertig – das neue Camp Nou. Das sind die »Big Three«, auf die ich mich ganz besonders freue. Aber auch die anderen Spiele haben ihren Reiz: die beiden Klubs aus Sevilla, Valencia, Villarreal. In der Liga gibt es durchgehend coole Stadien, starke Vereine und absolute Top-Spieler.

Was machen Sie gern in Ihrer Freizeit?

Im Sommer bin ich viel daheim, aber auch viel mit Michéle unterwegs und besuche die Familie. Wir fahren Beachvolleyballspielen, gehen auf einen Berg, fahren an einen See. Wir sind ständig in Bewegung. Da triffst du Freunde, hast Spaß – solche Dinge gehören im Urlaub dazu.

Haben Sie eine Lieblingsserie?

Eine Lieblingsserie habe ich nicht, aber einen Lieblingsfilm – oder besser gesagt eine Lieblingsfilmreihe: Herr der Ringe. Die schaue ich jeden Winter. Mein Bruder hat mich damit angesteckt. Für mich gehört das zur Weihnachtszeit, da laufen die Filme, und ich genieße das jedes Jahr aufs Neue.

Das Leben und der Klub sind cool, die Mannschaft passt und die Liga ist überragend.

Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne mal Abendessen gehen?

Mats Hummels oder Marco Reus – das wäre etwas Besonderes. Beide haben eine beeindruckende Karriere hinter sich. Hummels als Weltmeister, Reus als Identifikationsfigur bei Dortmund und jetzt in den USA.

Wo sehen wir Sie in ein paar Jahren?

Im Fußball ist es schwierig, einen langfristigen Plan zu machen – es kann alles sehr schnell gehen. Aktuell habe ich noch zwei Jahre Vertrag bei Elche, und ich fühle mich wohl: Das Leben und der Klub sind cool, die Mannschaft passt und die Liga ist überragend. Von daher bin ich sehr zufrieden. Jetzt schauen wir einmal, wie die Saison läuft, wie wir uns schlagen und hoffentlich in der Liga bleiben. Alles Weitere wird man sehen – fünf Jahre vorauszuplanen, ist in diesem Geschäft unmöglich.

Wie sieht’s beim Thema Nationalteam aus: Gab es bereits Kontakt mit Ralf Rangnick?

Noch nicht, aber natürlich ist das ein Ziel, das ich mir gesetzt habe und das hoffentlich bald Realität wird. Am Ende kann ich das nur über meine Leistung beeinflussen. Alles andere liegt nicht in meiner Hand. Wenn der Moment kommt, kommt er. Bis dahin konzentriere ich mich voll auf meinen Verein.

Herr Affengruber, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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