Foto: Philip Platzer/Red Bull Content Pool | Dieser Beitrag ist ursprünglich in der 27. Ausgabe des Sport Business Magazin (02-2020) erschienen.
FORMEL 1 Die Formel-1-Saison 2020 startet Anfang Juli 2020 in Spielberg. Allerdings ohne Fans, was wohl enorme finanzielle Einbußen zur Folge hat. Red Bull Boss Dietrich Mateschitz will den Rennzirkus dennoch begrüßen.
Österreich ist nicht nur ein Vorreiter im Kampf gegen das Coronavirus, sondern auch Pionier in Sachen Formel-1-Geisterrennen. Die Königsklasse soll am 5. und 12. Juli die ersten zwei WM-Läufe des Jahres unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Red Bull Ring in Spielberg fahren. Es gelten zwar neue, strenge Verhaltensregeln, aber das Projekt Spielberg hat dem Bundesministerium für Gesundheit ein Durchführungskonzept überreicht, das dort an der Prüfung ist. Die Formula One Management hat ein Sicherheitskonzept vorgelegt. Vom medizinischen Standpunkt sollten die nötigen Vorkehrungen getroffen sein. Doch macht das Event aus sportlicher, und vor allem aus wirtschaftlicher Sicht Sinn?
SPIELBERG Zehn bis zwölf Millionen Euro Einnahmen aus Ticketverkäufen. | © Matthias Heschl/Red Bull Content Pool
Hohe Kosten, keine Fans
Formel-1-Rechtehalter Liberty Media verlangt im Schnitt 20 bis 40 Millionen US-Dollar von Veranstaltern für das Recht, einen Grand Prix abhalten zu können. Denn die Antrittsgebühren machen in etwa ein Drittel der Einnahmen der Serie aus. Diese könnten zwar durch die besonderen Umstände reduziert oder gar nachgelassen werden. Aber zu diesen Gebühren kommen sämtliche Infrastrukturkosten, Promotionausgaben, Personalkosten, und vieles mehr.
Die Formula-One-Administration kassiert die (TV)-Werbeeinnahmen und oft auch Teile der Zuschauergelder. Manche Kosten, wie etwa Werbung, sind diese Saison für Spielberg hinfällig, aber die meisten Ausgaben bleiben bestehen, trotz deutlich geringerer Einnahmen. Kompensieren muss dies Multimilliardär Dietrich Mateschitz, will er sich das Spektakel leisten. Aus F1-Ticketverkäufen lukrierte man in Spielberg bei vorherigen Rennen um die zehn bis zwölf Millionen Euro. Allein dieser Betrag wird 2020 bei Null liegen.
Auch Einnahmen aus Kost und Logis fallen praktisch weg, denn dieses Jahr sind weder Fans noch Journalisten vor Ort zugelassen. Lediglich die Teams und ihre Mitarbeiter beziehungsweise die Piloten und die Offiziellen werden an der Strecke sein und die umliegenden Hotels bewohnen. Laut einer Studie des International Central European Institute Vienna (ICEI) im Auftrag des Landes Steiermark brachte die Rückkehr der Formel 1 auf den Red Bull Ring rund 25 Millionen Euro zusätzliche Wertschöpfung. Ohne Fans gibt es aber auch keinen Verkauf von Merchandising Produkten, keine Buchung von anderen Freizeitangeboten oder ähnliches.
WICHTIGE EINNAHMEN »Die Rückkehr der Formel 1 auf den Red Bull Ring brachte dem Bundesland Steiermark 25 Millionen Euro zusätzliche Wertschöpfung.« | © Matthias Heschl/Red Bull Content Pool
Ausnahmen erwünscht
Der unmittelbare Fehlbetrag des Formel-1-Doppels wird also enorm sein. Aber es wäre nicht das erste Mal für Mateschitz und Co. Bereits mehrere Grands Prix am Red Bull Ring sorgten beim Energy Drink Tycoon für 30 Millionen Verlust oder mehr. 2017 stand etwa ein Fehlbetrag von 33,4 Millionen Euro zu Buche. Begründet wurden die Negativzahlen bislang mit den umfassenden Investitionen in die Marke »Spielberg – Nomen est omen«. Diese Saison zeichnet Corona dafür verantwortlich.
Beim Grand Prix 2019 kamen laut »Projekt Spielberg« 203.000 Fans am Rennwochenende, heuer darf keiner dabei sein. Aber für einige Murtaler Unternehmen bedeutet auch ein Geisterrennen gute Einnahmen. Die zu erwartende Ein-Team–Regel pro Hotel bedeutet eine gute Auslastung für die gesamte Region Murtal und Murau.
Und viele Hoteliers zählen auch auf die mittelbaren positiven Folgen durch den Werbeeffekt. »Der DoppelEvent ist das absolute MotorsportHighlight. Es gibt ja sonst keine großen Veranstaltungen«, so Moscher weiter.
Hotelier Franz Perschler, dessen Unterkunft nur wenige Kilometer vom Red Bull Ring entfernt ist, wird sicher ein Team beherbergen. Also hat auch ein Rennen ohne Fans an der Strecke allein durch die vielen Millionen Zuschauer an den Fernsehschirmen hohe Strahlkraft und stellt einen enormen Imagefaktor für Österreich generell, und das Murtal im Besonderen dar. »Das erste Rennen, das tatsächlich stattfinden kann, wird in Österreich sein. Das ist die beste Werbung für die Rennstrecke, für die ganze Region, für Österreich«, ist RedBull-Motorsportdirektor Helmut Marko überzeugt. #
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