Foto: SoccerCoin | Dieser Beitrag ist ursprünglich in der 34. Ausgabe des Sport Business Magazin (01-2022) erschienen.
EXKLUSIV-GESPRÄCH Die Welt besser machen – so lautet die Vision von SoccerCoin, einem jungen Unternehmen, das gerade dabei ist, ein komplettes Blockchain-Ökosystem für den Sport zu entwickeln. 2019 vom Immobilienunternehmer Andreas Heigl gegründet, steht SoccerCoin unmittelbar davor, mit seinen Produkten an den Markt zu gehen.
Doch wie kann man mit NFTs und Fan-Token die Welt verbessern? COO Jochen Ressel spricht im exklusiven Interview mit dem Sport Business Magazin über soziale und ökologische Verantwortung, Fan-Zentrierung und Strategien für das Einbeziehen der Fans in Entscheidungsprozesse, die essenziell für die Zukunft der Vereine sein werden.
Herr Ressel, es gibt immer mehr Unternehmen, die sich im Bereich Blockchain für den Sport positionieren. Welche Alleinstellungsmerkmale hat Ihres?
Neben unserer Vision, die Welt besser zu machen, gehen wir den Weg der Ownership durch den Verein und der Wertschätzung den Fans gegenüber. Konkret bedeutet das, dass wir nicht im Namen eines Klubs einen Fan-Token betreiben oder NFTs anbieten werden. Wir stellen lediglich die technischen Lösungen für den Verein zur Verfügung. Fan-Token und NFTs müssen Eigentum des Klubs sein, Erlöse daraus müssen dem Verein zugutekommen. Anders würden die Fans es aus unserer Sicht nicht akzeptieren.
Aus welchem Grund?
Wer als Fan einen Token kauft, möchte seinen Klub direkt unterstützen und nicht ein Unternehmen finanzieren, das mit einem Teil der Einnahmen ein Sponsoring bei seinem Verein platziert. Daher ist das Thema Ownership ein ganz essenzielles. SoccerCoin ist das Instrument, die Fan-Engagement-Strategie eines Klubs umzusetzen – aber die Strategie selbst muss vom Verein ausgehen und bei ihm bleiben. Er muss ein aufrichtiges Interesse daran haben, sich mit seinen Fans näher zu befassen, als das in der Vergangenheit der Fall war.
Dazu gehört auch eine einfache Bedienbarkeit der Tools durch den Fan: Wenn ein Klub mit seinen Fans interagiert, muss es so einfach wie das Verschicken einer WhatsApp-Nachricht sein. Momentan existieren keine Lösungen, die so unkompliziert sind, dass ein Fan sie einfach nutzt und die dafür verwendete Technologie in den Hintergrund tritt.
ANDREAS ERSCHEN UND JOCHEN RESSEL »Wenn ein Klub mit seinen Fans interagiert, muss es so einfach wie das Verschicken einer WhatsApp-Nachricht sein« | © SoccerCoin
Wie begegnen Sie kritischen Stimmen – beispielsweise von Fans, die durch die Einführung von Fan-Token um ihr Mitspracherecht fürchten?
Es gilt, ganz klar zu unterscheiden zwischen Mitsprache und Mitentscheidung. Eine Mitgliedschaft in einem Verein muss nicht notwendigerweise an den Besitz eines Fan-Tokens gekoppelt sein. Fragt man nach der Meinung der Fans, ist das nicht zwingend mit einer Entscheidung gleichzusetzen. Man kann das koppeln, muss es aber nicht.
Es geht darum in Erfahrung zu bringen, was die Anliegen der Fans sind, um diese zu vertreten. Weiß man das nicht, wird es schwierig. Daher ist es so wichtig, dass der Klub eine Fan-Strategie entwickelt, in der all das festgelegt ist. Dadurch entsteht ein klares, transparentes Bild davon, wo die Meinung der Fan-Basis gefragt ist – also wirklich aller Fans – und was Teil eines Entscheidungsprozesses auf einer Hauptversammlung ist, bei der nur die Mitglieder stimmberechtigt sind.
Warum ist es gerade jetzt so wichtig, diese umfassenden Meinungsbilder zu erheben?
Wenn die Fans durch die leeren Stadien in der Corona-Pandemie eines verstanden haben, dann, dass sie einen wesentlichen finanziellen Beitrag für ihren Verein leisten. Daher verlangen sie einen anderen Respekt und eine andere Teilhabe als in der Vergangenheit. Das sollten die Klubs ernst nehmen. Die Zukunft der Vereine wird im Wesentlichen davon abhängen, wie sie – unter anderem – in der Lage sind, Fans glaubhaft in ihre Prozesse mit einzubinden.
Neben der Ownership durch den Klub und der Fanzentrierung lautet die Vision von SoccerCoin, die Welt besser zu machen. Wie genau soll das geschehen?
Die Grundidee der Erfindung der Blockchain ist die Demokratisierung der Verwaltung von Datenbanken, das heißt nicht eine einzelne Stelle soll Daten verwalten – zum Beispiel eine Bank oder eine Behörde –, sondern die davon betroffene Zielgruppe durch die gemeinsame Nutzung eines einheitlichen, dezentralen Datenbanksystems. Daher ist die Blockchain schon aufgrund ihrer DNA ein ideales Instrument, auch soziale und ökologische Verantwortung zu demokratisieren.
Wenn jeder Mensch, der eine Transaktion über die Blockchain-basierte SoccerCoin-Plattform im Sport tätigt, automatisiert einen ganz minimalen Anteil an ökologische oder soziale Projekte spendet, dann verändern wir damit die Welt. Das ist unser USP und die Vision von SoccerCoin, die uns alle treibt.
Das bedeutet, dass jeder Verein, der sich für SoccerCoin entscheidet, automatisch soziale und ökologische Projekte unterstützt?
Ja, das ist fest an unser Angebot gekoppelt. Damit bringen wir das soziale Verantwortungsbewusstsein weg von den Eliten, die Zeit, Muße und Geld haben, sich damit zu beschäftigen, hin zur breiten Basis, wo sich nun jeder ganz automatisch auf eine sehr einfache Weise aktiv ökologisch und sozial beteiligt. Und das Schöne dabei: Die App wird jedem in Echtzeit anzeigen, wie viel er selbst, und seine Klub-Community beigetragen hat.
Wer entscheidet, wohin dieser Anteil der Mittel fließt?
Die SoccerCoin-User wie auch die Klubs entscheiden mit uns gemeinsam, welche Projekte unterstützt werden. Die Mittel, die durch die Fan-Community generiert wurden, können aber auch dem entsprechenden Verein direkt zugewiesen werden, falls er zum Beispiel mit dem Erlös selbstständig regionale Projekte unterstützen will, die ihm am Herzen liegen.
Glauben Sie, dass digitale Instrumente wie beispielsweise digitale Währungen im Sport langfristig eine Zukunft haben?
Da sind wir uns sicher, weil wir uns gesellschaftlich zunehmend in eine Welt der Dezentralisierung bewegen. Es zeigt sich, dass große Institutionen immer stärker hinterfragt werden und immer schwieriger glaubhaft vertreten können, wofür sie eigentlich angetreten sind.
Nehmen wir beispielsweise das IOC, die FIFA und die UEFA – alle stehen unter intensiver Beobachtung der Fans. Die Olympischen Spiele in Peking fanden beispielsweise in keiner Weise Zuspruch der Sportanhänger. Zentrale Diskussionsthemen sind der Raubbau an der Umwelt, Verschwendung von natürlichen Ressourcen, Korruption, Menschenrechte und vieles mehr.
Daher entsteht die Sehnsucht nach Dezentralisierung und nach echtgemeinter Mitsprache. Das wird das Verhalten und die Entscheidungen großer und maßgeblicher Institutionen wesentlich verändern. Der Grundgedanke der Fans dabei ist: »Wir entscheiden vieles mit, und zwar durch die Nutzung einer sicheren und zuverlässigen, aber auch ganz einfach zu verwendenden Technologie.« Prozesse werden dadurch in der Durchsetzungsgeschwindigkeit sehr viel schneller und deutlich transparenter werden, als wir uns das heute vorstellen können.
Herr Ressel, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. #
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